Landsberied:Fest für Menschen aus 13 Nationen

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In Landsberied feiern Geflüchtete und Asylhelfer gemeinsam eine Weihnachtsfeier. Für eine Weile vergessen sie dabei den Ärger über Behördengänge, Vorurteile und verweigerte Arbeitserlaubnisse

Von Max Grassl, Landsberied

- Als die ersten Töne von "O du fröhliche" und "We wish you a merry Christmas" erklingen, scheint aller Ärger über Behördengänge, verweigerte Arbeitserlaubnisse und Vorurteile vergessen - für einen Moment zumindest. Die 37 Bewohner - vier Familien - der Asylunterkunft an der Römerstraße feiern die Vorweihnachtszeit. Mit Kuchen, Liedern, Spielen und Glühwein - wie es sich eben für eine richtige Weihnachtsfeier gehört.

Für Michael Acker, Mitglied des Asylhelferkreises, ist es vor allem die Leitung von Jenny Hahn, die für die positive Grundstimmung sorgt. "Man sieht es auch an ihrer Bekleidung, als weißer Engel steht sie inmitten aller", sagt Acker. Schwimmen, Radfahren, Spielabende und verschiedensten Veranstaltungen wie Gartenfeste oder eine sogenannten Babyshower-Party - die zu Ehren der werdenden Mutter und ihres Kindesveranstaltet wird und bei der sie mit Geschenken überhäuft wird - steuern zu dieser tolle Atomsphäre bei. Darauf ist Michael Acker in Anbetracht der 13 Nationen und verschiedenen Kulturen mächtig stolz. Die Belegung mit etwa 40 Menschen hat seit Oktober 2015 zweimal vollständig gewechselt. Das heißt mittlerweile wurden mehr als 120 Menschen von den Helfern betreut.

Zu ihren Aufgaben zählen zum Beispiel die Hilfe und Begleitung bei Behördengängen, die Kinderbetreuung und die Vermittlung von passenden Sprachkursen. Auch Deutschkurse in den eigenen Räumen werden angeboten. Barbara Zehner etwa hilft den Asylsuchenden beim Lernen der Sprache. Dennoch wünschen sich die Bewohner der Containeranlage mehr Beschäftigungsmöglichkeiten. Sie drängten daher oft nach draußen, nach Fürstenfeldbruck und München, sagt Acker. Dabei hätten sie das Glück, dass sich der öffentliche Nahverkehr, vor allem die Busverbindungen, im Laufe der vergangenen Jahre durchaus positiv entwickelt hätten, meint Barbara Zehner: "Man kommt gut und preiswert in die Buchenau, das ist eine Kurzstreckenfahrt und kostet somit 1,20 Euro." Am meisten liegt den Helfern und vor allem den Flüchtlingen und Asylsuchenden aber das Arbeitsverbot, auch unentgeltlich, auf dem Herzen. Wie im Fall von Nassim Khan, einem zwanzigjährigen Afghanen, der seit drei Jahren in Deutschland lebt. Er spricht neben sechs anderen Sprachen nahezu fließend Deutsch und spielt beim TSV Jesenwang Fußball. Er hat sich gut eingelebt, engagiert sich ehrenamtlich, hat viele Praktika absolviert und jedes Jahr eine Ausbildungsstelle angeboten bekommen. Das Landratsamt habe ihm aber bisher es nicht erlaubt, eine Lehre anzufangen, sagt Kahn. Der Frust sitzt bei dem jungen Mann daher tief.

Bei der Feier soll das aber nicht Thema sein. Violet aus Uganda erhebt sich von ihrem Stuhl und fordert alle auf, mit ein paar Sätzen danke zusagen. Alle Bewohner erwähnen sichtlich gerührt, dass es von tiefestem Herzen käme. Und als einer anfängt auf Englisch zu reden, bittet ihn eine anderer Bewohner, dass er das doch bitte auf Deutsch machen soll.

© SZ vom 14.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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