Landsberied:Dissens zwischen Förstern und Jägern

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Das neueste Verbissgutachten für den Landkreis stößt wieder auf gegensätzliche Interpretation

Von Manfred Amann, Landsberied

Abgesehen von einigen "Problemrevieren" ist der Wildverbiss in den Wäldern im Landkreis allgemein etwas zurückgegangen. Dennoch müssen sich die Jäger der vier Hegegemeinschaften darauf einstellen, dass die von der Unteren Jagdbehörde im Landratsamt vorgegebenen Abschusszahlen für Rehe für manches Revier erhöht werden. Bei der Einzelbetrachtung bestimmter Laubbaumgruppen gibt es nämlich in verschiedenen Gebieten erhebliche Schäden durch den Verbiss der Leittriebe, was dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Fürstenfeldbruck Sorgen bereitet, weil dadurch der angestrebte Umbau von Fichten- in Mischwälder abgebremst wird. "In der Summe ist das Ergebnis gut, aber wir haben Schwerpunkte, wo nachgebessert werden muss", bilanzierte Leiter Hans-Jürgen Gulder im Dorfwirt in Landsberied, nachdem er den Revierinhabern, Jagdvorständen und Jägern die Ergebnisse der Verjüngungsinventur vorgestellt hatte, die alle drei Jahre gemäß gesetzlicher Vorgaben vorzunehmen ist.

Positiver wertete das Ergebnis des so genannten Verbissgutachtens der Vorsitzende der Kreisgruppe im Bayerischen Jagdverband, Gerhard von Hößlin. "Ihr habt einen hervorragenden Job gemacht, es gibt einzelne schwierige Stellen, aber wir sind auf einem hervorragenden Weg", lobte er die Jagdgenossen, was Gulder jedoch für zu überschwänglich hielt. Da der Amtschef immer wieder betonte, dass ein gesunder Mischwald nur dann herangezogen werden könne, wenn die Zahl der Rehe möglichst niedrig gehalten wird, kam zuweilen Kritik auf. Es werde noch dazu kommen, dass nachfolgende Generationen mit ihren Kindern in den Zoo müssen, um Rehe zu sehen, monierte ein Jäger, woraufhin Gulder mit dem Hinweis beschwichtigte, dass im Landkreis genügend Wild vorhanden sei, so dass eine leichte Anhebung der Abschusszahlen sicher nicht dazu führen würde, dass die Rehe ausgerottet werden. Dass weniger Rehe der Verjüngung des Waldes förderlich seien, zeige sich in den Staatsforsten und im Münchner Stadtwald, erklärte der Amtschef.

Aber so rigoros wie dort wollen die Jäger den Rehbestand nicht niedrig halten. "Wir haben auch eine Verantwortung gegenüber der Natur und der Gesellschaft", sagte Jägerchef von Hößlin, was Gulders Aussage provozierte, dass die Gesellschaft aber auch einen intakten Mischwald haben wolle. In der Gesamtschau zeigt das Verbissgutachten, dass nur noch etwa zwei Prozent der Fichten verbissen sind. "Wir waren schon mal bei zehn Prozent, das ist ein super Ergebnis", lobte der Amtschef. Gulder wies aber auch darauf hin, dass in einem Revier bei etwa 50 Prozent des Fichtennachwuchses die Leittriebe abgebissen waren. In solchen Fällen müsse die Abschussquote für Rehe deutlich erhöht werden. Der Verbiss von Buchen, die im Landkreis dünn gesät sind, ist laut Gutachten gegenüber 2012 um zwei auf sieben Prozent leicht zurückgegangen, mit 32 Prozent extrem stark verbissen sind die Eichen. Abgenommen auf 13 Prozent haben die Schäden an Edellaubhölzern wie Bergahorn oder Esche.

Mit 36 Prozent deutlich zu hoch sind die Verbisse bei Birken, Schwarzerlen und Vogelbeeren, soweit diese vorhanden. Als "langjähriges Sorgenkind" bezeichnete Gulder das nordöstliche Hegegebiet. Aber auch hier seien die Fichten kaum noch verbissen und die Schäden an Buchen mit 13 Prozent tolerabel. "Hochverbissen" ist indes die Eiche und auch die Schäden an jungen Edellaubbäumen sind mit 20 Prozent "noch zu hoch".

© SZ vom 12.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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