Landsberied:Ärger über Corona-Quarantäne

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Einsam bleibt das Spielzeug in einem Landsberieder Kindergarten. 31 Kinder befinden sich in Quarantäne. (Foto: Günther Reger)

31 Kinder dürfen in Landsberied nicht in den Kindergarten und die Schule. Grund sind positive Tests in der Asylbewerber-Unterkunft. Eltern halten eine Entscheidung des Gesundheitsamts für falsch

Von Ingrid Hügenell, Landsberied

In Landsberied sind vorige Woche drei Kindergarten-Gruppen in Quarantäne geschickt worden. 31 Buben und Mädchen und ihre Eltern waren von der Maßnahme betroffen. Viele Eltern sind verärgert, dass ihre Kinder gleich zu Beginn des neuen Kindergartenjahrs wieder nach Hause geschickt wurden. Familien mussten Feiern verschieben, die für das Wochenende geplant waren, unter anderem wohl eine Taufe. Der Vorfall war auch Thema bei der Bürgerversammlung in Landsberied.

Auslöser war eine Corona-Infektion in einer Asylbewerber-Unterkunft im Ort. Nach Auskunft von Lorenz Weigl, Leiter des Gesundheitsamts Fürstenfeldbruck, war am 10. September zunächst eine erwachsene Person positiv getestet worden, die in der Unterkunft lebt. Das Ergebnis war ein Zufallsbefund, der Test erfolgte Weigl zufolge, weil die Person sich privat freiwillig testen ließ. Die Familienmitglieder seien in ein Quarantäne-Quartier verlegt worden, berichtet Weigl. Kinder waren nicht darunter.

Dann folgte etwas, was in einer anderen Wohnsituation nicht geschehen wäre: Alle Bewohner der Unterkunft wurden prophylaktisch auf das Corona-Virus getestet. Denn sie müssen Sanitäranlagen, Küche und Spielzimmer gemeinsam nutzen, haben also ein höheres Ansteckungsrisiko. Überdies haben sich laut Weigl in den Asylbewerber-Unterkünften nur 40 Prozent impfen lassen. Verwendet wurden für die Reihentestung die genauen PCR-Tests, die die Erbsubstanz des Virus nachweisen.

Was einige Eltern nicht verstehen, deren Kinder nicht in die Kita durften: Die Bewohner konnten sich zwischen Test und Ergebnis weiter frei bewegen, die Kinder aus der Unterkunft gingen in die Schule und den Kindergarten. "Das waren nach unseren Ermittlungen keine engen Kontaktpersonen und sie hatten keine Symptome", erklärt Weigl. Deshalb habe es rechtlich keine Möglichkeit und auch keinen Grund für eine Quarantäne gegeben. Diese Entscheidung ärgert die Eltern, sie wollen sie nicht akzeptieren. Denn die Unterkunft sei winzig, "die können sich dort gar nicht aus dem Weg gehen", sagt eine Mutter. Sie betont, nichts gegen die Geflüchteten zu haben, findet es wichtig, sie zu integrieren. Sie sagt, zumindest hätte man den Bewohnern der Unterkunft nahelegen können, ihre Kinder vorsichtshalber daheim zu lassen und sie erst wieder in Schule und Kindergarten zu schicken, nachdem sie die Testergebnisse hatten. "Ich würde mein Kind vorher auch nicht rauslassen". Die Ereignisse jetzt seien sicher "nicht förderlich für das Verhältnis zu den Flüchtlingen".

Eine weitere Mutter hat Kontakt mit dem bayerischen Gesundheitsministerium aufgenommen und dort nach eigener Aussage erfahren, dass man auch im Ministerium die Meinung vertritt, ohne das Ergebnis des PCR-Tests hätte man die Kinder nicht in Schule und Kita gehen lassen dürfen. Dafür habe das Gesundheitsamt einen Entscheidungsspielraum, argumentieren die Eltern.

Die Testergebnisse kamen Amtsleiter Weigl zufolge ohnehin "im Laufe des 14. Septembers", also des ersten Schultags. Und tatsächlich waren sechs weitere Menschen infiziert - drei Erwachsene, zwei Kindergarten-Kinder, ein Schulkind. Das Schulkind sei vor Unterrichtsbeginn so wie alle anderen schnellgetestet worden, sagt Weigl - das Ergebnis sei negativ gewesen, war aber offenbar falsch.

Als die positiven PCR-Ergebnisse eintrafen, habe sich das Gesundheitsamt weiter an die geltenden Vorschriften gehalten, sagt Weigl. Die sehen vor, dass in der Schule nur enge Kontaktpersonen in Quarantäne müssen, nicht mehr, wie vor den Ferien, die ganze Klasse. Deshalb sei nur das Kind, das neben dem infizierten Kind saß, heimgeschickt worden.

Die beiden Kindergarten-Kinder besuchen verschiedene Gruppen, drei Gruppen essen zusammen. Weil in der Kita Abstandsregeln nicht durchgesetzt werden können und die Buben und Mädchen keine Masken tragen müssen, ist die Ansteckungsgefahr größer. Daher wurden alle 30 Kinder der drei Gruppen in Quarantäne geschickt. Da die Erzieherinnen allesamt zweimal geimpft sind, konnten immerhin sie weiter arbeiten, die ungeimpfte Praktikantin musste in die Quarantäne.

Die Landsberieder Bürgermeisterin Andrea Schweitzer (Freie Wähler Einigkeit) versteht den Unmut der Eltern sehr gut, wie sie auf Anfrage sagt. Sie ist auch ein wenig ungehalten darüber, wie die Sache abgelaufen ist. "Wir wurden nicht informiert und nicht eingebunden", sagt sie. Sie habe selbst mit Landrats- und Gesundheitsamt Kontakt aufgenommen und sich informieren lassen und gehe davon aus, dass "die schon wissen werden, was sie tun".

Kindergartenleiterin Ronja Richter will die Sache nicht weiter kommentieren und sagt nur kurz: "Das ist nie schön. Aber was will man machen."

© SZ vom 21.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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