Ladnsberied:Volle Auftragsbücher

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Schreiner sehen sich gut aufgestellt und bieten Lehrstellen an

Von Manfred Amann, Ladnsberied

Die Schreinerei nimmt im Handwerk weiterhin eine gewisse Sonderstellung ein. Während Bäcker oder Metzger oft vergeblich um Lehrlinge werben, ist die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen in Schreinereibetrieben ungebrochen hoch und es ist eine "Akademisierung" erkennbar: Immer mehr Abiturienten lassen sich in dem Beruf ausbilden. Nach den Worten von Innungs-Obermeister Hund Kreishandwerksmeister Harald Volkwein gelingt es offensichtlich immer weniger, Eltern davon zu überzeugen, dass man auch ohne Abi über den Meister zum Studium kommen kann. Der Anteil der Abiturienten sei bei den Schreinerlehrlingen mittlerweile von 40 Prozent auf 60 Prozent gestiegen.

Wie Berufsschullehrer Simon Merk auf der Jahreshauptversammlung der Schreinerinnung in Landsberied berichtete, absolvieren derzeit 45 Azubis das Berufsgrundschuljahr und 40 Schüler werden in der Praxisphase in zwei Klassen geschult. Wegen Personalmangels, der sich durch die Pflicht zur Schulung von Praktikanten und Asylbewerbern noch verstärkt habe, würden allerdings etliche Unterrichtsstunden ausfallen. Für den Ehrenkreishandwerksmeister Franz Höfelsauer ist der Unterrichtsausfall auf Dauer nicht hinnehmbar. "Es kann nicht sein, dass die Lehrbetriebe eine optimale Ausbildung bieten und die Berufsschule als Partnerin im dualen Ausbildungssystem ihren Part schleifen lässt", monierte er und riet, notfalls die Beseitigung des Mangels bei der Staatsregierung einzufordern.

Lobenswert findet Volkwein, dass einige Schreinereien für jugendliche Asylbewerber einen Praktikumsplatz zur Verfügung stellen. Während Berufsschullehrer Merk beklagte, dass manche "kein Wort Deutsch" sprächen und eine Unterrichtung daher "nur ganz langsam" möglich sei, lobten Betriebschefs das Engagement ihrer Schützlinge. Elmar Wagner aus Mammendorf zum Beispiel, bei dem ein Jugendlicher aus Eritrea praktiziert, schwärmte geradezu von dessen Aufgeschlossenheit, Eifer, Lernwillen und Freundlichkeit. Selbst Kunden hätten dies schon positiv angemerkt.

Kritisch betrachtet Volkwein, dass sich die Wirtschaft dafür stark macht, mit Flüchtlingen den Fachkräftemangel decken zu wollen, ohne an die Folgen für die Sozialsysteme zu denken. Bis 2025 würden etwa sechseinhalb Millionen Fachkräfte fehlen. Sollten diese Stellen durch 40-Jährige oder ältere anerkannte Asylbewerber besetzt werden, würde dies die Renten und Sozialkassen später erheblich belasten, weil diese Arbeitskräfte vergleichsweise nur wenig einbezahlt hätten, bis sie in Rente gehen, fürchtet der Obermeister. Um das auszugleichen, müssten alle länger arbeiten oder die Renten gekürzt werden. Volkwein hält vorbeugende Maßnahmen und "pragmatische Lösungen" für so dringlich, dass sie von Politikern im Rahmen eines Asyl-Krisengipfels diskutiert werden sollten.

Die wirtschaftliche Situation im Schreinerhandwerk beurteilt der Obermeister als hervorragend, denn die Auftragsbücher seien voll und ein konjunktureller Einbruch nicht zu erwarten. Im Handwerk herrsche eine gute Stimmung, befand auch Höfelsauer, es komme jedoch häufiger als früher vor, dass Unternehmer Arbeiten anbieten würden, ohne die erforderliche Ausbildung haben. Die Innung müsse daher darauf bestehen, dass der Meister im Beruf seine Bedeutung nicht verliere.

Volkwein hält es trotz der positiven Wirtschaftslage für wichtig, dass sich die Schreiner der Öffentlichkeit präsentieren. So zum Beispiel am alljährlichen Tag des Schreiners, der an diesem Samstag stattfindet.

© SZ vom 07.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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