Kulturgeschichte:Zukunft der Furthmühle ungewiss

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Während der Landkreis den Pachtvertrag mit dem Eigentümer des beliebten Jexhofs verlängert und langfristig den Betrieb sichert, weiß niemand, wie es mit dem Museum bei Egenhofen weitergeht

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

In keinem der drei Museen, die der Landkreis mitfinanziert, selbst betreibt oder mitbetreibt, ist er Herr im eigenen Haus. So ist das in einem Einödhof bei Schöngeising untergebrachte Bauernhofmuseum Jexhof - das Aushängeschild der Kultur- und Museumsarbeit des Landkreises schlechthin - nur gepachtet. Aber immerhin betreibt der Landkreis den Jexhof noch selbst und beschäftigt Museumspersonal, auch wenn ehrenamtliche Helfer des Fördervereins vieles selbst in die Hand nehmen. Und es sieht so aus, als könnte der Pachtvertrag nun bis zum Jahr 2067 verlängert und damit der Bestand das 30 Jahre alte Museums für längere Zeit gesichert werden.

Betreiber der Furthmühle bei Egenhofen und des mit der Mühle identischen Mühlenmuseums in der Furthmühle ist dagegen ein Privatmann und Idealist: der Müller und Landwirt Albert Aumüller, mit dem der Landkreis kooperiert. Mit Aumüller hat der Landkreis ebenfalls nur einen Pachtvertrag abgeschlossen, der in vier Jahren auslaufen wird. Was dann geschieht, ist völlig offen, da nicht fest steht, wer Nachfolger des Müllers werden könnte. Obwohl Aumüller bereits eine Rente bezieht und viel zu klären wäre, immerhin lässt sich der Landkreis den Betrieb des Mühlenmuseums 40 000 bis 50 000 Euro im Jahr kosten, gibt es keine Vertragsverhandlungen. Dabei ist eine fast 200 Jahre alte Mühle, die noch funktioniert und einen Müller hat, ein äußerst seltenes, einzigartiges Kulturdenkmal. Im städtischen Museum Fürstenfeldbruck dagegen ist die Situation unkomplizierter. Hier finanziert der Landkreis lediglich die Abteilung für Vor- und Frühgeschichte mit. Er beschränkt sich auf die Rolle des Finanziers eine kleinen Teils.

Zumindest mit dem Eigentümer des Jexhofs, einem Unternehmer aus dem Landkreis Starnberg, kann der Landkreis nun den Pachtvertrag, der in 15 Jahren ausgelaufen wäre, um weitere 35 Jahre verlängern. Einigen sich beide Seiten, was als sicher gilt, wäre eine Gesamtlaufzeit von 50 Jahren garantiert. Dies hat der Kreisausschuss in seiner jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen. Damit wäre der Landkreis bei seinem wichtigsten Kultur- und Museumsprojekt langfristig auf der sicheren Seite. Die Verlängerung wird mit der erforderlichen Kontinuität für die Museumsarbeit begründet. Es geht aber auch um Baumaßnahmen, die weitere Entwicklung des Museums und letztlich auch um staatliche Zuschüsse.

Dass die Situation so ist, wie sie ist, hat mit der Entstehung des Bauernhofmuseums und des Museums in der Furthmühle zu tun. Beide Museen sind dem Landkreis gewissermaßen in den Schoß gefallen oder aufgedrängt worden. In beiden Fällen spielen auch für den Betrieb Fördervereine eine wichtig Rolle, die regelmäßig mit attraktiven, beliebten Veranstaltungen gesellschaftliche Schwerpunkte setzen. Da sich hier privates und öffentliches Engagement vermischen, was eigentlich positiv ist, wurde auch nie die Frage gestellt, ob es eine Alternative wäre, beispielsweise Eigentümer des Jexhof-Anwesens zu werden, in dessen Erhalt und Ausbau regelmäßig investiert wird.

Solche Überlegungen wurden selbst dann nicht angestellt, als der Jexhof vor sieben Jahren an den Unternehmer verkauft wurde und vor einer ungewissen Zukunft stand. Das war nicht die einzige Krise des Museums. Als Kreisheimatpfleger Toni Drexler als Jexhofleiter ausschied, finanzierte die Bürgerstiftung für eine Übergangszeit das Gehalt von dessen Nachfolger. Welche glücklichen Fügungen nötig waren, um die Kreistagsmehrheit davon zu überzeugen, sich auf das Abenteuer Bauernhofmuseum einzulassen, daran erinnert der Brucker Altoberbürgermeister Sepp Kellerer, auf dessen Initiative der Erhalt zurückgeht. In den Achtzigerjahren, als im Kreistag darüber gestritten wurde, ob sich der Landkreis eine Einrichtung wie ein Bauernhofmuseum leisten soll, was inzwischen mehrere Hunderttausend Euro im Jahr kostet, bot der damalige Eigentümer den zum Abbruch bestimmten Bauernhof, der noch nicht unter Denkmalschutz stand, für eine Jahrespacht von 100 Mark an, erinnert sich Kellerer.

Angesichts einer derart niedrigen Summe war die Höhe der Miete im Kreistag kein gewichtiger Grund mehr, um das umstrittene Vorhaben ablehnen zu können. "Das hat eingeschlagen", sagt Kellerer im Rückblick auf kämpferische Jahre um das Bauernhofmuseum. Die bäuerliche Kultur stand damals bei den Landkreispolitikern nicht hoch im Kurs. Trotzdem wurde der Jexhof wurde zu einer Erfolgsgeschichte, obwohl am Anfang kein Konzept stand, sondern nur der Wille, späteren Generation einen traumhaft gelegenen Bauernhof zu erhalten, der zufällig dokumentierte, wie Bauern zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Landkreis lebten und arbeiteten.

© SZ vom 01.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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