Künstlergespräch im Haus 10:Kino in Musik umsetzen

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In den ersten Minuten mit der Musik erzählen, was in den nächsten 90 Minuten im Film passiert, so beschreibt Marcel Barsotti seine Arbeit. (Foto: Johannes Simon)

Filmkomponist Marcel Barsotti gewährt Einblicke in seine Arbeit

Von Julia Kiemer, Fürstenfeldbruck

Marcel Barsotti hat als Kind eine Zeit lang in Italien gelebt und ist dort mit Volksmusik aufgewachsen, später in seiner Jugend hatte es ihm dann die Hard-Rock und Heavy-Metal-Musik angetan. Dass er einmal einer der erfolgreichsten Filmkomponisten Deutschlands sein würde, wäre ihm damals nie in den Sinn gekommen. "Eigentlich wollte ich ja nie Filmkomponist werden", scherzt der 53-Jährige am Samstag beim Auftakt der Veranstaltungsreihe "Zu Gast" der Interessengemeinschaft Kultur im Gespräch mit Dieter Pimiskern. Barsotti erzählt locker und in geselliger Runde - etwa zwölf Besucher sind gekommen - aus seinem Leben als Filmkomponist und gibt damit einen authentischen Einblick in einen Beruf, der viel Spaß mit sich bringt, für den man aber auch ein hartes Fell haben muss.

Auf einer kleinen Bühne in der Kulturwerkstatt Haus 10 sitzt der Filmkomponist auf einem der zwei Ledersessel, zur Deko steht eine alte Filmkamera passend zum Thema daneben. Die Atmosphäre gleicht in einem gewissen Maße einem Gespräch unter Freunden, das die Zuhörer live mitverfolgen können. Untermalt wird der Einblick in die Welt der Filmkomposition von verschiedenen Auszügen aus den Filmen, für die Barsotti die Musik komponiert hat. Er erzählt dann, dass die Star Wars Filme letztendlich wegweisend für seine Karriere als Filmkomponist gewesen seien und sorgt so für einige Lacher im Publikum. Er bemerkte damals, dass die Musik ein ganz wichtiger Faktor für die Dramaturgie des Films darstellt. "Eigentlich muss man in den ersten Minuten mit der Musik erzählen, was in den nächsten 90 Minuten im Film passiert", erklärt er. Wenn das nicht klappe, funktioniere der Film nach hinten heraus nicht. Eindrucksvoll hören können das die Zuschauer an der Musik aus der Anfangszene der Komödie "Jesus liebt mich". Der Film sei ein gutes Beispiel, um zu zeigen, wie facettenreich Komödien meist sind und wie schwierig es daher ist, die Musik dazu zu komponieren. "Aber man muss da einfach flexibel, aber auch in der Lage sein, musikalisch alle Register zu ziehen."

Flexibel musste Barsotti auch am Anfang seiner Karriere sein. Zwölf Jahre dauerte es nach Abschluss des Studiums, bis er mit einem Fernsehfilm debütieren konnte. Die Bildzeitung habe damals geschrieben, dass er sich nun endlich nicht mehr von Spaghetti ernähren müsse, erzählt er schmunzelnd. "Das hat natürlich nicht gestimmt, aber ein bisschen habe ich mich schon so gefühlt." Man müsse sich ein hartes Fell zulegen, um in der Branche überleben und seine Meinung gegen so manche Produzenten durchsetzen zu können. Barsotti hat das geschafft, nach seinem Durchbruch 2003 mit dem Film "Das Wunder von Bern" ging es für ihn steil bergauf.

Es ist eine erfrischende Ehrlichkeit, mit der der 53-Jährige auf die gut gestellten und interessanten Fragen von Pimiskern antwortet und damit Einblicke in seinen Beruf gewährt. Mit Humor, Begeisterung aber auch Ernsthaftigkeit erzählt er sowohl von den Schattenseiten als auch von den lustigen und kreativen Seiten seines Berufs. Auch zum Abschluss kann er sich seinen Humor nicht nehmen lassen. Auf die Frage, woran er derzeit arbeite, antwortet er gewitzt: "Ich schreibe gerade die Musik zu dem Film "Ich mache keinen Film." Einfacher gesagt: Er macht gerade eine Pause.

© SZ vom 14.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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