Kottgeisering:Wie aus dem Ei gepellt

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Renate Hübsch bereitet in ihrem Laden Osterdekoration zu. (Foto: Günther Reger)

Renate Hübsch verrät Deko-Tipps für den perfekten Festtagstisch

Von Felicitas Lachmayr, Kottgeisering

Hinter einem Meer aus Osterglocken, bunten Tulpen, grün leuchtenden Gräsern, Töpfen und Keramikschalen lugt Renate Hübsch hervor und zupft an einem Stiefmütterchen. "Man braucht nicht viel, um eine nette Dekoration für den Ostertisch zu zaubern", sagt sie und setzt die frisch geschnittene lila Blüte behutsam in eine mit etwas Wasser befüllte Eierschale. "Das meiste hat man sowieso daheim, weil sich vieles aus dem täglichen Haushalt verwenden lässt." Damit landet die originelle "beblumte" Schale neben bunt gefärbten Eiern in einer herkömmlichen Eierschachtel. Ein paar mehr Blüten hier, ein kleines Ästchen Thymian da und schon wirkt die auf den ersten Blick etwas trist anmutende Pappschachtel wie frisch aus dem Ei gepellt und so auch der österliche Frühstückstisch. "Passend zu einem Brunch ist die Deko mit den gekochten Eiern auch noch essbar", sagt Hübsch. Sie betreibt seit über zehn Jahren ihren beschaulichen Kottgeiseringer "Blumenhof" und weiß, wie sich auch in letzter Minute ein eintönig gedeckter Tisch verwandeln lässt.

"Oft reicht schon ein robustes Glas, in das man ein paar Zweige und Blumen aus dem eigenen Garten steckt, ein paar zerbrochene Eierschalen streut und das Ganze vielleicht noch mit einer Schleife verziert", sagt die 44-Jährige. Allerdings seien auch da ein paar Tricks von Nöten. So gilt es vor allem, die Blumen sauber anzuschneiden und das Ende des Stils nicht zu quetschen. "Sonst können die Pflanzen kein Wasser aufnehmen und vertrocknen", erklärt Hübsch. Ähnlich verhält es sich mit direkter Sonneneinstrahlung. "Schnittblumen brauchen ausreichend frisches Wasser und ein bisschen Zeit im Schatten, sonst verdorren sie schneller." Über Nacht lagern sie am besten in einem kühlen, dunklen Raum. Je nach Pflanzenart halten sie sich so etwa eine Woche lang, Tulpen schaffen auch mal zwei. Dennoch sollte man bei all den Bemühungen Pflanzen haltbarer zu machen auch ein bisschen Mut zum Altern walten lassen. "Dieser morbide Chic von dünnen, beinahe seidenartigen Blütenblättern, die langsam abfallen, hat auch etwas und kann sehr dekorativ wirken", sagt die Floristin.

Was aber die beliebten und allseits verwendbaren Eierschalen angeht, ist Vorsicht geboten. Wer hier nicht reinen Tisch macht, wird möglicherweise von unangenehmen Gerüchen überrascht. Denn die Mischung aus Feuchtigkeit und Eiweiß erzeugt den schwefligen Geruch von faulen Eiern. Um das zu vermeiden, sollten die Eierschalen vor ihrem dekorativen Einsatz gut ausgewaschen und getrocknet werden. "Natürlich kann man auch ganz darauf verzichten und anderes Dekomaterial verwenden", betont Hübsch. "Von Stoffhäschen über Hühner aus Keramik bis hin zu kleinen Schokoladeneiern, Federn oder Schleifen geht alles." Wichtig sei vor allem, dass es zu einem selbst passe.

Das gilt auch für die Farben der Tischdekoration. Nach christlicher Auffassung wird Ostern traditionell in der liturgischen Farbe Weiß gefeiert. Aber prinzipiell sei an Ostern farbentechnisch alles erlaubt, betont Hübsch. Schließlich beschreibe das Fest auch den Frühlingsanfang und damit den Beginn neuen Lebens. "Für eine Familie mit Kindern eignet sich eine bunte Deko besonders gut", sagt sie. "Da lassen sich auch die farbigen Schoko-Eier gut integrieren."

Klassisch hingegen ließe sich der Tisch in dezenteren Farben gestalten. "Eine weiße Tischdecke mit hellgelben Servietten und einem grünen Gesteck aus weißen Blumen ist vielleicht die etwas edlere Variante", sagt Hübsch. Aber auch hier stehe der persönliche Geschmack und die räumliche Gestaltung im Vordergrund. So eigneten sich bei hellen Möbeln kräftige Töne, bei einer schick in schwarz-weiß gehaltenen Wohnung dagegen eine klare farbliche Linie. Und auch die Größe und Form des Tisches gilt es zu beachten. Ob rund oder breit, eine ausladende Tafel oder ein kleines Tischchen, die Dekoration sollte sich dem anpassen. Aber am Ende bleibt auch das eine Frage der Individualität. "Ich halte nicht viel von irgendwelchen Trends und Vorgaben", sagt Hübsch. "Am wichtigsten ist, dass es einem selbst gefällt und man sich wohlfühlt."

© SZ vom 04.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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