Kottgeisering:Trockenübung

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Kottgeiserings Rathauschefin eröffnet der Bürgerversammlung eine drastische Erhöhung der Wassergebühren. Das undichte Leitungsnetz muss saniert werden, schließlich versickert fast die Hälfte der transportierten Menge

Von Manfred Amann, Kottgeisering

Unerwartet unkritisch ist am Mittwoch auf der Bürgerversammlung in Kottgeisering die Nachricht aufgenommen worden, dass das örtliche Wasserleitungsnetz dringend saniert werden muss und die Verbraucher daher deutlich höhere Wassergebühren berappen müssen. Obwohl Bürgermeisterin Sandra Meissner (BV) keine Zahlen nannte, fragte keiner der etwa hundert Besucher nach, wie hoch die Mehrbelastung wenigstens annähernd ausfallen könnte. Dass der Wasserpreis Gerüchten zufolge auf über vier Euro steigen könnte, sei "rein spekulativ" und könne mangels Entscheidungen im Gemeinderat über das weitere Vorgehen nicht bestätigt werden. Dass aber dringender Handlungsbedarf bestehe und die Wassergebühren deswegen deutlich angehoben werden müssten, sei allerdings nicht von der Hand zu weisen, sagte die Gemeindechefin.

Dass die Diskussion ausblieb, lag wohl auch an der gut vorbereitenden und unmissverständlichen Darstellung der offensichtlich nahezu dramatischen Situation in der Wasserversorgung, aus der man laut Meissner nur eine Konsequenz ziehen kann: "Zügig handeln, damit es nicht noch schlimmer wird." Noch im Dezember wird der Gemeinderat daher einen so genannten Vorratsbeschluss fassen, um die neuen, höheren Wassergebühren auch noch für 2015 erheben zu können. Dieser Beschluss wird dann annäherungsweise offenlegen, mit welchem Wasserpreis die Kottgeiseringer bis Ende 2017 zu rechnen haben. Eine genaue Kalkulation wird dann im Frühjahr 2016 endgültige Klarheit bringen. Wie Meissner informierte, gehen irgendwo im Leitungsnetz zwischen 40 und 50 Prozent des aus Grafrath gelieferten Trinkwassers ungenutzt verloren "und müssen mitbezahlt werden". Außerdem nehme die Zahl der Rohrbrüche zu. 2014 seien zum Beispiel für die Behebung von sechs Rohrbrüchen insgesamt 28 000 Euro angefallen.

Da es zurückliegend versäumt worden sei, das 50 bis 60 Jahre alte Rohrleitungsnetz sukzessive zu erneuern, sei das gesamte System veraltet. Da das Rohrsystem aber nicht auf einmal saniert werden könne, müsse der Gemeinderat eine Art "Prioritätenliste" festlegen, wo und wie schnell nach und nach Wasserrohre und eventuell auch Hausanschlüsse ausgewechselt werden sollen. Daraus leiten sich dann auch die Kosten ab, die auf die Verbraucher umgelegt werden. Um eine Maßnahmenfolge nach Dringlichkeit festlegen zu können, holte sich die Gemeinde laut Meissner "fachliche Unterstützung" von einem Ingenieurbüro, das ein Trinkwasserkonzept erarbeitete, das nun schrittweise umgesetzt werden soll.

Auf die Frage von Michael Swoboda, welche Auswirkungen die angeblichen "Falschbuchungen" auf den Preis hätten, erklärte die Rathauschefin, dass die Verwaltung Unterhaltskosten als Investitionskosten gebucht habe. Da Investitionen über lange Zeiträume "abgeschrieben" würden, könnten die Kosten auch nur nach und nach umgelegt werden. Anders sei es bei Unterhaltsbuchungen, da die Ausgabensumme für eine Maßnahme innerhalb eines Kalkulationszeitraumes im Wasserpreis verrechnet werden könne. "Das Geld ist deswegen aber nicht verloren", sagte Meissner. Wie sie weiter erläuterte, wurden die Betriebsführung an die Stadtwerke Fürstenfeldbruck übergeben und kleinere Maßnahmen durchgeführt, um den Wasserverlust einzudämmen.

Swoboda regte auch an, noch vor der Sanierung der Eisenbahnunterführung an der Jesenwanger Straße durch die Bahn, die 2017 beginnen soll, Wünsche für eine Verbeiterung oder Vertiefung des Nadelöhrs vorzubringen. Da Kottgeisering für "Sonderwünsche" auch die Kosten tragen müsste, habe der Gemeinderat es abgelehnt, Änderungen vorzubringen, antwortete daraufhin die Gemeindechefin, "der Zug ist abgefahren". Eine Tieferlegung der Fahrbahn sei jedoch auch später noch möglich. Zur Asylsituation in der Gemeinde informierte Meissner, dass in einer Doppelhaushälfte in der Kreuzackersiedlung sechs unbegleitete Jugendliche untergebracht seien und vom Helferkreis "vorbildlich betreut" würden. Um, wie im Landkreis vorläufig vereinbart, 31 Asylbewerber unterzubringen, sollten die Bürger leer stehende Wohnungen und Häuser anbieten, warb die Bürgermeisterin.

© SZ vom 04.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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