Kottgeisering:Anlieger lehnen Ausbau ab

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Wie früher Straßen in Bayern ausgesehen haben, so schaut auch die Johannishöhe in Kottgeisering aus. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Auf der Johannishöhe steht die Erneuerung der Wasserleitung an. Gleichzeitig könnte die Straße dort zum ersten Mal befestigt werden. Doch die Pläne der Gemeinde stoßen allein wegen der hohen Kosten auf deutliche Kritik

Von Manfred Amann, Kottgeisering

50 Jahre alt ist die Wasserleitung auf der Kottgeiseringer Johannishöhe. Da wird es Zeit, sie zu erneuern und zumindest in dem Teilstück, in dem Häuser stehen, neu zu bauen. Für die Anlieger würde dies eine Kostenbeteiligung von 90 Prozent bedeuten, was aber noch nicht als gesichert gilt. Sie lehnen den Vollausbau ab, aber nicht nur wegen der möglichen Kosten, die auf sie zukommen könnten. Argumentiert wird damit, dass der Nutzen nicht groß sei, dafür aber Landschaft nachhaltig beeinträchtigt würde. Vor einer endgültigen Entscheidung lässt die Gemeinde nun prüfen, was die Herstellung des nichtausgebauten Teils der Straße, mit oder ohne Gehweg, mit Entwässerung und die Beleuchtung kosten würde.

Es ist ein Streit, wie er in jedem Ort schon vorgekommen ist und auch immer wieder zu erleben sein wird, möchte man meinen, doch die Kottgeiseringer Auseinandersetzung liegt doch etwas anders. Die Anwohner eines 220 Meter langen Straßenstückes wollen nämlich, dass die naturnahe Kiesstraße vor ihrer Haustür grundsätzlich als Spazierweg auf dem sensiblen Moränenhügel erhalten bleibt und haben gute Gründe dafür, denn der Bebauungsplan von 1992 sieht für den Bereich nur eine schmale Straße mit Begleitgrün und Bäumen vor.

Wie aus einer Stellungnahme der Regierung von Oberbayern zum Flächennutzungsplan von 1984 hervorgeht, handelt es sich bei der Johannishöhe in diesem Bereich "um ein in jeder Hinsicht schützenswertes Gebiet mit wertvollem Baumbestand in lockerem Wechsel mit Grünflächen", von wo aus ein weiter Blick über das Ampermoos möglich sei. "Der von Wanderern und Spaziergängern frequentierte Höhenzug ist weit über die Grenzen der Gemeinde hinaus bekannt". Auch wenn in diesem Text explizit gegen eine zu dichte Bebauung argumentiert worden sei, auch die Straße sei ein Teil dieser schönen Landschaft und dürfe daher nicht mit einer Teerdecke versiegelt werden, heißt es. Die Anlieger sehen auch keine Notwendigkeit für einen Vollausbau, weil die Verkehrsbelastung mit durchschnittlich zwei bis drei Pkw-Fahrten je Stunde sehr gering sei. Man befürchtet, dass eine ausgebaute Teerstraße mehr und schnelleren Verkehr bringen werde, weil die Strecke von "Abkürzern" von nördlich der Bahn zum südwestlich gelegenen Hauptort genutzt werden könnte. Dadurch könnten Fußgänger, insbesondere Kinder gefährdet werden. Einer der 52 Anlieger, die sich per Unterschrift gegen den Ausbau ausgesprochen haben, Wulf Noack, wäre sogar bereit, die Kosten für eine neue Aufkiesung und Befestigung der Straße zu übernehmen und hat obendrein angeboten, sich finanziell an einem Wartungsvertrag zu beteiligen, der langfristig einen guten Straßenzustand garantiert. Noack hatte dazu ein Angebot der Mammendorfer Firma Selmayr und Söhne GmbH eingeholt, wonach die gesamte Oberfläche abgetragen und etwa 100 Tonnen Kies aufgebracht werden sollten, um der Fahrbahn wieder ein ordentliches Profil mit einem seitlichen Wasserablauf zu geben. Die Kosten dafür werden mit knapp 3500 Euro beziffert. Im Gemeinderat wurde das Angebot jedoch abgewiesen, weil die Gemeinde auf diese Weise ihrer Verkehrssicherungspflicht nicht nachkommen könne. "Die Verantwortung für die Verkehrssicherheit ist nicht teilbar und nicht übertragbar", sagte Bürgermeisterin Sandra Meissner (BV). Da die alte Wasserleitung durch Rohre mit größerem Durchmesser ersetzt werden müsse, um stets ausreichend Löschwasser zur Verfügung stellen zu können, werde die Straße ohnehin aufgebrochen, außerdem wolle man die Leitung komplett auf öffentlichen Grund verlegen.

Häufig habe es zurückliegend Klagen über den schlechten Zustand der Kiesstraße mit Schlaglöchern und herausragenden Felsbrocken gegeben, auch wenn die Anlieger immer wieder die Fahrbahn präpariert hätten. Außerdem müsse ein ungestörter Abfluss des Oberflächenwassers sichergestellt werden. Die Frage sei auch, wer jedes Jahr wieder für Nachbesserungen die Verantwortung und auch die Kosten übernehme, erklärte die Gemeindechefin. Hierzu verwies Noack auf sein Angebot. Enttäuscht sind die Anwohner von den Gemeinderäten, "mehr als die Hälfte", die sich ursprünglich sehr positiv zum Angebot geäußert hatten, dann aber ihre Meinung änderten, warum auch immer. "Wenn die Gemeinde auf den Vollausbau verzichtet, kann sie sich eine Menge Geld sparen", so Noack.

© SZ vom 13.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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