Konzertreihe:Transparenz und Dichte

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Das Busch-Klaviertrio kann die Zuhörer im Stadtsaal mit seinen Interpretationen überzeugen. (Foto: Günther Reger)

Gastspiel des Busch Klaviertrios im Fürstenfeldbrucker Stadtsaal

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Wie passen intime Kammermusik und der große Stadtsaal zusammen? Diese Frage stellte sich in besonderer Weise beim Konzert der "Fürstenfelder Konzertreihe" am Samstag, bei dem das "Busch Trio" mit Mathieu van Bellen (Violine), Ori Epstein (Violoncello) und Omri Epstein (Klavier) gastierte. Die schlüssigste Antwort gaben die Musiker im zweiten Konzertteil mit dem Klaviertrio in B-Dur op. 99 D 898 von Franz Schubert. Sie setzten den lyrischen Fluss und damit die quasi unendliche Melodie, die dieses groß angelegte Werk kennzeichnet, an die erste Stelle. So minutiös, wie hier Führungsrolle und Balance geplant und umgesetzt waren, zogen die Kantilenen auch die Hörer in den Bann. Ein Grund dafür war sicher der betont obertonreiche Klang, der im ganzen Saal sehr differenziert wahrgenommen werden konnte. Hinzu kam eine Transparenz, die klangliche Strukturen offenlegte, diese aber nie separierte. Auch wenn viele Passagen in der Dynamik deutlich zurückgenommen waren, so dass mitunter die untere Hörgrenze fast gestreift wurde, so erschöpfte sich das dynamische Repertoire damit nicht. Kraftvolle Forteklänge eröffneten bereits den Kopfsatz Allegro moderato und waren stets mit einer Noblesse im Ton kombiniert, so dass es nie hart klang.

Im zweiten Satz, mit Andante un poco mosso überschrieben, konnte man etwas Beeindruckendes erleben: Blitzten bis dahin kleinere und größere Hustenattacken aus allen Ecken des Saales akustisch auf, so war es jetzt absolut still. Es schien, als ob der Melodiefluss von der Bühne den Atem der Zuhörer beruhigt hatte. Das hatte sicher damit zu tun, dass die Musiker die liedhafte Spannung der Melodie wie ein "Lied ohne Worte" verstanden. Zwar schrieb Mendelssohn seine so betitelten Werke erst nach Schuberts Ton, doch die Idee, organische Bögen in einer Weise zu gestalten, wie das ein Sänger tun würde, war seit jeher Ziel aller Musiker. Eine Art urwüchsigen Charme hatte das Scherzo, wenngleich auch hier stets eine vornehme Eleganz im Musizieren bestimmend war. Spielerisch leicht beschloss ein Rondo (Allegro vivace) das Werk, das mit seinen wunderbaren Dialogphasen zwischen Violine und Violoncello ebenso überraschte wie mit Stellen traumhafter Versunkenheit. Gegen Ende nahmen Intensität des Klangs und Verdichtung motivischer Arbeit zu und führten zielgerichtet hin zu den Schlussakkorden.

Beschäftigt man sich mit der Entstehungsgeschichte des Klaviertrios in g-Moll op. 15 von Bedřich Smetana, dann entsteht eine Erwartung, was den Ausdruck angeht: Initial für das Werk war der Tod der Tochter, ihr ist es gewidmet. Und so ist der Charakter zwar ernst, doch hat er viele versöhnliche Momente, gerade so, als ob der Komponist Trost in der Musik gefunden hätte.

Deutlich hörbar war in der Interpretation des Busch Trios hingegen auch, dass es sich um eine sehr dichte, leidenschaftliche, ja existenzielle Musik handelt. Die Musiker setzten von Beginn an auf Plastizität ohne falsches Pathos und Überzeugungskraft der melodischen Linie. Die Geige führte solistisch, aber fast in der Zwiesprache mit sich selbst, in den ersten Satz (Moderato assai) ein. Diese Motivik wurde später auch in der Aufteilung auf die Instrumente des Trios hörbar, was wie eine Aufteilung der schmerzlichen Bürde wirkte. Der zweite Satz (Allegro, ma non agitato) hatte mehrere Gesichter. Muteten die umschließenden Teile wie ein vitaler Hexenritt an, so hatte ein erster Einschub schwelgerische Schönklangqualitäten. Große Gesten und ebensolche dynamische Kontraste kennzeichneten den zweiten Einschub.

Als weiteres Werk vor der Pause erklang das um 1907 entstandene Phantasy Trio in c-Moll von Frank Bridge, einem Lehrer von Benjamin Britten. Die ausdrucksstarke Musik stand fest auf dem Boden der spätromantischen Tonalität. Auf den großen Beifall am Ende des Konzerts folgten als Zugabe zwei Ausschnitte aus Antonín Dvořáks "Dumky-Trio", die den Eindruck des Abends noch vertieften.

© SZ vom 12.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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