Kommentar:Zu viele Flüchtlinge, zu viel Frust

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Die Spontandemonstration in Fürstenfeldbruck zeigt vor allem, dass die Misskalkulationen bei der Verwaltung liegen

Von Stefan Salger

Es war nur eine Frage der Zeit, bis es Ärger gibt. In diesem Bewusstsein kann man sich nur freuen, dass die Demo der Asylbewerber am Mittwoch trotz aller Emotionen und erkennbarer Frustration weitgehend friedlich verlaufen ist - nicht zuletzt deshalb, weil die deeskalierende Strategie der Polizei aufgegangen ist. Ob alle Beschwerden rund um zu viele Leute pro Zimmer, Essen oder die Streichung von Taschengeld begründet sind, sei dahingestellt. Denn manche Erwartungen sind schlicht nicht erfüllbar. In vielen Fällen handelt es sich bei Menschen aus dem nördlichen oder westlichen Afrika auch nicht um politisch Verfolgte oder Bürgerkriegsflüchtlinge. Sie können damit also meistens nicht das Asylrecht für sich reklamieren. Verübeln kann man es Menschen gleichwohl nicht, wenn sie Hunger und Armut zu entfliehen versuchen. Und menschenwürdig behandelt muss man sie in jedem Fall.

Das Problem in Bruck ist, dass hier vor allem die als ziemlich aussichtslos geltenden Fälle untergebracht sind - zeitweise in vierstelliger Zahl. Nicht selten leben Asylbewerber mehr als ein Jahr in der Unterkunft am Fliegerhorst. So viele überwiegend junge Männer, die nicht arbeiten dürfen und kaum eine Perspektive haben - das kann auf Dauer nicht gut gehen. Sollte der Brucker Integrationsbeauftragte nun auch noch richtig liegen mit seinem Verdacht, dass die Regierung von Oberbayern jüngst vor allem die als schwierig bekannten Bewohner aus Manching nach Bruck verlegt hat, würde das einen weiteren Verdacht befeuern: dass dies eine mindestens grenzwertige Retourkutsche ist für die "bockige" Stadt, die in zähen Verhandlungen versucht, eine Betriebsgenehmigung für die Einrichtung an Auflagen zu Laufzeit und Maximalbelegung zu knüpfen. Es gibt nur eine Lösung: weniger Asylbewerber in der Unterkunft. Zudem sollten die nicht nur aus Herkunftsländern kommen, die für ein Asylverfahren als aussichtslos gelten.

Die Entwicklung gibt übrigens den Vertretern der Brucker Polizei recht, die einst dafür geworben hatten, ein Angebot der Regierung anzunehmen und aus der Erstaufnahmestelle eine Kurzaufnahme zu machen - mit Flüchtlingen aus vielen Ländern, die nur ein paar Tage in Bruck bleiben und bei denen sich deshalb nicht der Frust so lange aufstaut.

© SZ vom 19.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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