Kommentar:Zielstrebig und diszipliniert

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Der Gemeinderat Gröbenzell hat sich von einem zerstrittenen Gremium zu einer effektiven Arbeitsgruppe entwickelt

Von Gerhard Eisenkolb

Bei der Umsetzung des ehrgeizigen Ziels, in nicht mal fünf Jahren ein bezugsfertiges Rathaus zu verwirklichen, läuft es in der Gröbenzeller Gemeindeverwaltung und im Gemeinderat seit Monaten wie geschmiert. Bürgermeister Martin Schäfer ist in seine neue Rolle hineingewachsen. Der frühere Unternehmer steht nach zweieinhalb Jahren als der Macher da, der sein Versprechen hält und sein Lieblings- und erstes Großprojekt konsequent durchzieht. Ohne dass die Beteiligten gestresst wirken, ohne dass es zu den üblichen Blockaden kommt, ohne dass im Gemeinderat alles zerredet und Entscheidungen nachträglich wieder verworfen werden.

Selbstverständlich ist das nicht. Schon gar nicht in Gröbenzell, dessen Gemeinderat lange mit Intrigen und nervenden politischen Sticheleien gleichzusetzen war. Dass erstmals das mit der Planung beauftragte Architektenbüro ein Bezugsdatum für das neue Rathaus nennen kann, liegt daran, dass der Gemeinderat und die Verwaltung gelernt haben, ungewohnt diszipliniert und zielstrebig Schritt für Schritt vorzugehen. So wurde aus einem streitbaren Gremium unter Zurückstellen von Eitelkeiten und Eigeninteressen ein Arbeitsgremium, in dem die Gemeinsamkeit überwiegt und Beschlüsse zum Rathausbau einstimmig fallen. Obwohl es große Hürden gab, an denen das Vorhaben hätte scheitern können. Das war der Fall, als einige Fraktionen einen mulitfunktionalen Neubau forderten. Die Rede war von einem integrierten Konzert- und Kultursaal, dem Anbau eines Kulturhauses. Sogar die Volkshochschule sollte mit einziehen und Räume erhalten. Die Fantasie war groß, noch größer waren jedoch der Raumbedarf der Verwaltung und der Zeitdruck. Die zweite große Herausforderung brachte die ebenfalls bestechende Idee der Gröbenhüter, aus ortsgeschichtlichen Erwägungen einen Teil des alten, Identität stiftenden Rathauses zu erhalten und in den Neubau zu integrieren. Da sich die Teilnehmer des Architektenwettbewerbs schwer damit taten, diesen Vorschlag auf dem Grundstück umzusetzen, wurde auch diese Idee verworfen.

Zwei Faktoren halfen dem Bürgermeister aus der Bredouille. Das war zum einen der immense Zeitdruck, unter den er sich und den Gemeinderat ohne Not mit dem Ziel setzte, das neue Rathaus vor der nächsten Kommunalwahl zu beziehen. Zudem verstand er es geschickt, mit neuen Fakten wie dem größeren Platzbedarf der Verwaltung, störende Begehrlichkeiten ins Leere laufen zu lassen. Ein Zurück gibt es nicht mehr, deshalb müssen die Politiker das Projekt nun mit Anstand zu einem guten Ende bringen.

© SZ vom 11.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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