Kommentar:Wegbereiter und Vorbild

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Am Haus 10 in Fürstenfeld könnten sich andere Institutionen orientieren

Von Florian J. Haamann

Viele Loblieder werden in den kommenden Tagen und Wochen anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Kulturwerkstatt Haus 10 gesungen werden. Das ist richtig und wichtig, kommt die Würdigung der kulturellen Institutionen im Alltag doch oft viel zu kurz - sowohl in der öffentlichen Wahrnehmung als auch bei der finanziellen Unterstützung. Umso wichtiger ist es, sich zumindest anlässlich solcher Jubiläen ins Bewusstsein zu rufen, welche Bedeutung diese Institutionen für eine lebendige Gesellschaft haben - gerade in Zeiten, in denen aufgrund angespannter Haushalte immer wieder gefordert wird, doch am besten einmal beim Luxusgut Kulturförderung zu streichen. Dass die kulturelle Versorgung vor Ort aber genauso wichtig ist wie etwa ein flächendeckendes Sportangebot, wird dabei gerne vergessen. Um dieses Bewusstsein zu schärfen, ist es aber auch wichtig, dass die Kulturschaffenden stets ihr Engagement aufrecht erhalten.

Wie so oft, kann ein Blick in die Geschichte allerdings auch für die Gegenwart von Nutzen sein. Das Haus 10 war seinerzeit alles andere als der Wunsch der Stadtoberen. Es war vielmehr eine mutige, engagierte und vor allem innovative Gruppe von Künstlern und Kulturenthusiasten, die sich Stück für Stück die Nutzungsrechte für die heruntergekommen Räume gegen großen Widerstand erstritten haben, die mit viel Zeitaufwand und auch finanziellem Einsatz ihre Ideen umgesetzt haben. Und die von Anfang an einfach gemacht haben, statt zu warten. Ein historisches Vorbild, an dem sich etwa auch der Förderverein Lichtspielhaus orientieren könnte. Denn das Vorgehen der Stadt ist dem vor 25 Jahren beim Haus 10 sehr ähnlich. Aber statt einfach mal loszulegen und auf Nutzungsmöglichkeiten zu pochen, hat man sich beim Förderverein, bis auf wenige Veranstaltungen, drauf eingelassen, ewig mit der Stadt über Konzepte und Verantwortlichkeiten zu diskutieren. Und da eben jene Diskussionen noch immer andauern, wäre dieses Jubiläum doch eine wunderbare Möglichkeit, sich die Gruppe von damals zum Vorbild zu nehmen.

© SZ vom 02.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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