Kommentar:Von der Aufgabe überfordert

Lesezeit: 1 min

Was sich beim Energiewendeverein Ziel 21 alles ändern muss

Von Gerhard Eisenkolb

Wäre der Energiewendeverein Ziel 21 ein technisches Gerät wie ein PC, wäre alles einfach. Es würde genügen zu sagen, der Rechner braucht ein Update, da das auf ihm installierte Programm überholt und damit nicht mehr zeitgemäß ist. Ganz so einfach geht es in diesem Fall aber nicht, weil die Leistungen des Vereins von dem abhängen, was die dort Tätigen in ihn reinstecken und was der Landkreis als Finanzier an Mitteln zur Verfügung stellt. Zudem ist der Bereich Klimaschutz und Energiewende ein hochkomplexes Betätigungsfeld, dessen Rahmenbedingungen sich permanent ändern und von anderen vorgegeben werden.

Nach einem fulminanten, von viel Idealismus getragenen Start hat sich zudem so etwas wie Ernüchterung eingestellt. So hat der Landkreis seine energiepolitische Vorreiterrolle längst verloren. Von der anfänglichen Euphorie, das Unmögliche zuschaffen und bis zum Jahr 2030 bei der Energieversorgung autark zu werden, ist nicht mehr viel geblieben. Nach sechzehn Jahren kann noch nicht einmal jemand genau sagen, wo der Landkreis bei der Umsetzung seines Ziels steht und welche Schritte als nächste verwirklicht werden sollen. So langsam dämmert es den Beteiligten, dass es ein Fehler war, den wirtschaftlichen und damit ausdrücklich nicht gemeinnützigen Verein zu einer geschlossenen Gesellschaft zu machen, deren Mitgliederversammlungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Für einen Verein, dessen wichtigste Aufgabe darin besteht, Bewusstseinsbildung zu betreiben und in die Öffentlichkeit hineinzuwirken, ist das ein Kardinalfehler. Wer mit öffentlichem Geld arbeitet, muss sich der öffentlichen Kontrolle stellen. Sollten die zur Verfügung gestellten Mittel zur Erfüllung der Aufgaben nicht ausreichen, hätte frühzeitig darauf hingewiesen werden müssen.

Die Ursachen für die Krise des Vereins sind also vielfältig. Das neue Vereinskonzept, sofern es beschlossen wird, fände in der Öffentlichkeit sicher mehr Akzeptanz, wenn es auch öffentlich diskutiert würde. Was hat ein Verein vor der Öffentlichkeit zu schützen, der den Auftrag hat, die Energiewende in der Öffentlichkeit umzusetzen. Auch der Landkreis hat es sich zu einfach gemacht. Einen Verein zu installieren und ihn dann machen zu lassen, genügt nicht. Vor allem dann, wenn es um so ein großes Ziel geht wie die Umstellung der Energieversorgung auf regenerative Energien.

© SZ vom 02.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: