Kommentar:Verzichtbares Versprechen

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Der neue FW-Landtagsabgeordnete Hans Friedl hält Wort und fordert den Ringschluss der A 99. Zukunftsgewandt ist das jedoch nicht

Von Peter Bierl

Zum Unmut der Umweltschützer hatte Hans Friedl (FW) im Wahlkampf kräftig für einen Ringschluss bei der Münchner Autobahn 99 getrommelt. Der fehlende Abschnitt zwischen Germering und Taufkirchen möge geschlossen werden, um das Verkehrschaos zu beenden. Nach nur 50 Tagen in Amt und Würden habe er diesen Vorschlag im Landtag eingebracht, meldet der Allinger Politiker nun stolz. Das zeigt, es gibt Wahlversprechen, auf deren Einhaltung man verzichten kann.

Denn der Ringschluss wäre keine Lösung, sondern würde eine falsche Entwicklung zementieren. Die Autolawine würde künftig auch noch durch den Forstenrieder Park und den Perlacher Forst rollen und die Trasse das Isartal zerschneiden. Zur Lösung des Verkehrsproblems trägt das nichts bei, es gilt die alte Erkenntnis, dass mehr Straßen mehr Verkehr anziehen. Notwendig und zeitgemäß ist die Verkehrswende, notwendig und überfällig ist der Ausbau der Massenverkehrsmittel Bahn, Tram und Bus.

Leider gibt es allzu viele Politiker, die absichtlich oder aus Ignoranz die Autoindustrie fördern, dazu jetzt noch die Klimawandel-Leugner vom rechten Narrensaum, die am liebsten neue Reichsautobahnen bauen lassen würden. Dabei gilt: Egal mit welchem Antrieb, der Pkw als Massentransportmittel ist eine Katastrophe, weil Energie, Rohstoffe und Flächen verschwendet, Luft und Wasser vergiftet werden. Um daraus die Konsequenzen zu ziehen, braucht es vielleicht jüngere Generationen, für die das Auto kein Statussymbol ist, wie jene Schüler, die sich jetzt mit Hilfe der neuen Kommunikationsmittel organisieren, die streiken und auf die Straße gehen.

Friedl jedenfalls ist zwar ein bodenständiger Mann, aber mit dem Ringschluss völlig auf dem Holzweg. Das ist schade, weil der erfahrene Kommunalpolitiker weiß, wie groß die Malaise mit der S-Bahn gerade in seinem eigenen Wahlkreis ist. So abgehoben kann Friedl nach einem halben Jahr als Berufspolitiker noch gar nicht sein. Deshalb darf man sich der Hoffnung hingeben, dass der Landtagsabgeordnete spätestens zum 100. Tag seiner Amtszeit mit einem Bündel von Anträgen zum sofortigen Ausbau der S 4 überraschen wird.

© SZ vom 28.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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