Kommentar:Vertrauen auf gute Argumente

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Nach dem vorläufigen Aus für Windkraft ist es schon ein Erfolg, dass sich die erste Gemeinde über Seehofers 10-H-Regelung hinwegsetzen will. Der Maisacher Bürgermeister kann mit einem wirtschaftlichen Betrieb und dem Ausbleiben von Protesten werben

Von Gerhard Eisenkolb

Es ist gerade einmal sechs Jahre her, als im Landkreis noch die Zukunft der regionalen Stromversorgung mit Windkraft gleichgesetzt worden ist. Bis Seehofers 10-H-Regelung der damaligen Windkraft-Euphorie ein jähes Ende bereitete, hielt es der Energiewendeverein Ziel 21 noch für realistisch, mittel- bis langfristig 25 bis 35 Prozent des gesamten privaten Strombedarfs der Landkreisbevölkerung nur mit in deren Lebensumfeld aufgestellten Windrädern zu decken. Dazu wären zwei bis drei Dutzend Rotoren erforderlich gewesen. Auch wenn Politiker und Versorger von solchen vielleicht überzogenen Planspielen längst Abstand genommen haben, ist es erfreulich, dass die totgesagte Windkraft im Landkreis im Moment so etwas wie ihre Auferstehung erlebt. Früher als selbst Optimisten hofften, wagt sich nun die Gemeinde Maisach als erste mit neuen Standortüberlegungen vorsichtig an die Öffentlichkeit. Selbst wenn noch offen ist, ob überhaupt weitere Rotoren gebaut werden können, ist es bereits ein großer Erfolg, dass sich eine Kommune traut, das heikle Thema anzugehen.

Dieser Schritt zeugt auch von einem großen Vertrauen in die Vernunft und die Überzeugungskraft von Argumenten. Bürgermeister Hans Seidl kann mit den positiven Erfahrungen werben, die mit den ersten beiden Windrädern bei Mammendorf und Maisach gemacht wurden. So belegt deren erst dieser Tage präsentierte Jahresbilanz 2016, dass sich auch im Landkreis mit solchen Rotoren Geld verdienen lässt. Damit wäre eines der wichtigsten Argumente der Gegner widerlegt, nämlich die Frage der Wirtschaftlichkeit. Zudem ist nach deren Fertigstellung die Empörung über die Verschandelung der Landschaft oder über die Beeinträchtigung von Nachbarn ganz ausgeblieben.

Zusätzlich sollte die Zusage die beginnende Standortdiskussion entschärfen, dass die Betroffenen, also die Bürger, das letzte Wort haben werden und man sich nicht über sie hinwegsetzen will. Mehr können Politiker den Bürgern nicht entgegenkommen. Beruhigend sollte auch wirken, dass im Unterschied zu den ersten Windrad-Diskussionen vor einigen Jahren auch bei der Zahl der Rotoren Abstriche gemacht werden. Inzwischen wären die Befürworter schon zufrieden, wenn sie die Zustimmung für einen Standort für ein einziges Windrad bekämen. Man gibt sich bescheiden.

© SZ vom 17.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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