Kommentar:Unnötige Preiserhöhung

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Es gibt eigentlich keine Notwendigkeit dafür, dass die Kunden von Strom Germering von ersten Januar an mehr zahlen müssen

Von Karl-Wilhelm Götte

Nach einem Jahr Pause erhöht Strom Germering wieder die Preise. Gründe gibt es immer, diesmal wird mit gestiegenen Beschaffungskosten argumentiert. Als vor einigen Jahren die Börsenpreise gesunken sind, haben viele Versorger die Einsparungen nicht an ihre Kunden weitergegeben. "Jetzt sind sie bei steigenden Börsenpreisen schnell mit Preiserhöhungen dabei", teilt die Verbraucherzentrale NRW mit. Doch im Gegensatz zum Germeringer Stromversorger erhöhen auch etwa die Hälfte der Energielieferanten im Lande ihre Preise Anfang 2019 nicht. Die finanzielle Differenz zwischen Strom Germering und anderen Stromanbietern beträgt je nach Abnahme der Strommenge bis zu mehreren hundert Euro pro Jahr. Vergleicht man die Strompreise ist kaum ein Unternehmen teurer als Strom Germering. Kunden, die sich die Mühe machen, die Preise zu vergleichen, stellen diesen Unterschied mit zwei, drei Mausklicks sofort fest. Selbst zu den Stadtwerken München besteht eine erhebliche Differenz.

Deshalb schrumpft die Zahl der Abnehmer bei Strom Germering immer mehr und der Stromumsatz geht zurück. Die Erhöhungen werden vom Aufsichtsrat des Unternehmens regelmäßig abgesegnet. Dabei ist die Stadt mit nur zehn Prozent GmbH-Beteiligung ein kleiner Player. Trotzdem muss der Gewinnanreiz so groß sein, dass jede Preiserhöhung, die die Geschäftsführung vorschlägt, auch vom Germeringer Oberbürgermeister und den anderen drei Stadträten im Aufsichtsrat unterstützt wird. Offenbar gilt es, den sinkenden Stromumsatz durch höhere Preise zu kompensieren. Dabei beträgt der Gesamtgewinn immerhin 1,3 Millionen Euro. Ein Ergebnis, das nicht unbedingt nach einer Preiserhöhung schreit.

Strom Germering gehört zu 90 Prozent der Bayernwerk AG, die wiederum eine hundertprozentige Tochter des Energiekonzerns Eon ist. Eon verzichtet übrigens darauf, seine Strompreise zu erhöhen. Eon durfte einst den sehr profitablen kommunalen Stromversorger Isar-Amper-Werke überaus günstig übernehmen. Glück hat Strom Germering, dass die meisten Stromabnehmer der Trägheit anheimfallen und ihren Strompreis nicht vergleichen. Dabei ist der Wechsel des Stromanbieters kinderleicht; auch hier bedarf es weniger Mausklicks. Germerings Kommunalpolitiker mit Oberbürgermeister Andreas Haas an der Spitze täten gut daran, mal ihr ständiges Mitwirken am Drehen der Preisschraube zu hinterfragen.

© SZ vom 27.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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