Kommentar:Ungewöhnlicher Protest der Chefs

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Bislang demonstrierte die Belegschaft gegen die Klinikleitung, gegen die Krankenhausreform tun sich beide Seiten zusammen. Das ist ein ernstes Signal

Von Gerhard Eisenkolb

Not schweißt zusammen. Haben früher Mediziner und Pflegekräfte getrennt für ihre Anliegen demonstriert, so saßen sie am Mittwoch in der Mittagszeit einmütig im Lichthof der Kreisklinik zusammen. Gewerkschaftsmitglieder und der Personalratsvorsitzende bedachten die Ausführungen des Klinikvorstands und Ärztlichen Direktors sogar einmütig mit Applaus.

Wird normalerweise im Klinikum protestiert, gibt es eine klare Front zwischen Personal und Klinikleitung, die Sparkonzepte umsetzen will. Deshalb sollte die neue Einmütigkeit zu denken geben. Schließlich ist sie auch ein Indiz dafür, dass die sich abzeichnenden weiteren Einsparungen noch mehr an die Substanz gehen könnten als die schon schmerzhaften zuvor. Bisher warnten in der Kreisstadt vor allem Pflegekräfte davor, dass eine gute medizinische Betreuung auf Dauer nicht mehr zu gewährleisten sein werde. Am Mittwoch tat das erstmals ein Ärztlicher Direktor der Kreisklinik öffentlich und offensichtlich im Einvernehmen mit dem Klinikvorstand.

Dabei ist die Kreisklinik noch in einer viel besseren Situation als viele andere Krankenhäuser: Sie ist in den vergangenen Jahren komplett saniert worden, also modern ausgestattet, sie behauptet sich gut im harten Wettbewerb in der Region München, wozu auch die Spezialisierung beiträgt. Und schon gar nicht ist das Haus, was vor 15 Jahren noch als möglich galt, von der Privatisierung oder gar von der Schließung bedroht. Dazu ist die Klinik einfach zu groß und zu wichtig.

Bisher ist der Landkreis also gut damit gefahren, Träger der Kreisklinik zu bleiben, um Einfluss auf die medizinische Versorgung der Bevölkerung zu nehmen. Eines können Landrat Thomas Karmasin und der Kreistag jedoch mit Sicherheit nicht leisten: eine Klinik bezuschussen, die regelmäßig Defizite schreibt. Vor diesem Hintergrund erscheint der gemeinsame Appell des Klinikvorstands und Ärztlichen Direktors in einem anderen Licht. Eine Klinik, die ihr Niveau der Versorgung nicht halten kann, verspielt auf Dauer ihre Zukunft.

© SZ vom 24.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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