Kommentar:Überholte Sichtweise

Lesezeit: 1 min

Einige gängige Ansichten über Spielstätten treffen nicht mehr zu. Dass der Allinger Bürgermeister Gemeinderäten wegen ihrer Bedenken unterstellt, mit Vorurteilen zu argumentieren, ist dennoch nicht richtig

Von Manfred Amann

Woher mag es nur kommen, dass Spielotheken so einen schlechten Ruf haben und Ängste hervorrufen? Sicher hat es damit zu tun, dass diese lange Zeit meist in ohnehin verrufenen Wohngegenden neben Sex-Shops, Spelunken oder Peep-Show-Einrichtungen betrieben wurden und Berichte über zwielichtige Vorgänge mit fragwürdigen Gestalten im Umfeld so genannter Spielhöllen die Meinung schürten, diese obskuren Örtlichkeiten stellten einen kriminellen Sumpf dar. So entstand die Einstellung von möglichst zu meidenden Örtlichkeiten, in denen Süchtige aus- und eingehen, und wo ein arbeitsscheues Gesindel mit fragwürdig erworbenen Kröten versuche, zu Geld zu kommen, um weiter irgendwelchen Lastern zu frönen. Diese Sichtweise ist längst überholt, denn Automatenräume haben nun meist etwas von einem Bistro. Sie sind lichte Freizeitstätten, in denen man sich auch zum Plausch treffen kann, und sie sind meist in ruhigen Gewerbegebieten abseits von Wohnbebauung angesiedelt.

Selbstverständlich darf nicht verkannt werden, dass es Spielsüchtige gibt, doch Spielsucht ist nicht ansteckend. Man darf jungen Erwachsenen also durchaus zutrauen, selbstverantwortlich zu handeln und nur in einem vernachlässigbaren Umfang Gefahr zu laufen, dem Automatenspiel zu verfallen. Sollte es zu Problemen kommen, könnte die Gemeinde ja über die Begrenzung der Öffnungszeit nachdenken. Dass Bürgermeister Frederik Röder Gemeinderäten aber wegen ihrer Bedenken unterstellt, mit Vorurteilen moralisch zu argumentieren, ist dennoch nicht richtig. Gemeinderäte haben sich verpflichtet, ihre Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen zu fällen, daher müssen ihre Bedenken ernst genommen werden.

Im Fall Alling steckt hinter der Kritik mehr. Da der Bauherr die Spielothek nicht selbst betreibt, könnte es zu häufigeren Betreiberwechseln mit einer anderen, vielleicht unerwünschten Ausrichtung kommen. So lange die ortsansässige Firma Strunz die Spielothek betreibt, wird es wohl kaum Probleme geben. Aber was ist danach? Es wäre nicht gut, wenn am Ortsrand irgendwann eine verrufene Spielhölle Ärger bringen würde.

© SZ vom 20.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: