Kommentar:Transparenz statt Vertuschung

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In der Schlachthof-Affäre müssen sich die Beteiligten an ihrem Anspruch messen lassen, besser zu sein als Großbetriebe. Die Aufklärung der Vorfälle darf nicht nur dem Staatsanwalt überlassen werden

Von Peter Bierl

Viele Direktvermarkter, Bauern und Metzger mit und ohne Biosiegel, die Solidargemeinschaft Brucker Land und der Brucker Schlachthof haben sich einen Platz auf dem Markt erkämpft mit dem Anspruch, in der Region höhere Qualität umweltfreundlicher zu produzieren. Regionale Betriebe sollten dem Verbraucher mehr Transparenz garantieren als Großunternehmen und global operierende Konzerne. Deshalb geht es an der Sache vorbei, wenn manche im Zusammenhang mit dem Vorwurf der Tierquälerei im Brucker Schlachthof darauf verweisen, in größeren Betrieben ginge es doch viel schlimmer zu. Man kann es als Marketing abtun. Aber der Anspruch, besser zu sein als die Großen, ist der selbst gewählte Maßstab, an dem sich solche Betriebe messen lassen müssen.

Dabei ist die Transparenz, die vor Ort angeblich gewährleistet sein soll, ein zentrales Argument der Regional-, Öko- und Biobranche. Im Zusammenhang mit der Schlachthofaffäre ist davon wenig zu merken. Als die belastenden Videos auftauchten, haben die Betreiber erst einmal gemauert, Ökoverbände und Solidargemeinschaft hüllten sich in Schweigen. Und jetzt will der Mann, der den Neustart organisieren will, der Innungsmeister der Metzger, Engelbert Jais, selbst Anteilseigner der Schlachthof GmbH & Co. KG, der SZ dazu keine Stellungnahme abgeben.

Im Kreistag hat man den Eindruck, die Affäre soll ausgesessen werden, obwohl es um wichtige Dinge wie die Qualität von Lebensmitteln und den Tierschutz geht. Nur die SPD forderte bislang Konsequenzen, ein CSU-Vertreter lehnte ausdrücklich eine Aufarbeitung der Vergangenheit ab. Dabei gab es immer wieder Defizite bei Hygiene und Betäubung von Tieren, die baulichen Mängel sind seit Jahren bekannt. Die Videos der Soko Tierschutz sind die Krönung.

Die Vorgänge müssen aufgeklärt werden, nicht nur vom Staatsanwalt. Was ist in dem Betrieb geschehen, wer trägt dafür die Verantwortung und was für Konsequenzen sind daraus zu ziehen? Warum haben die Kontrollmechanismen versagt? Vielleicht gerade deshalb, weil alles so überschaubar war, weil Akteure miteinander verbandelt waren? Wäre auf Landkreisebene so etwas vorgesehen, wäre die Zeit jetzt reif für einen Untersuchungsausschuss.

© SZ vom 16.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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