Kommentar:Taten statt Sprüche

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Mit der Übernahme der Schirmherrschaft über das Job-Projekt zeigt Landrat Thomas Karmasin, dass er in der Asylpolitik auch richtig handeln kann - und nicht nur markige Sprüche klopft

Von Stefan Salger

Landrat Thomas Karmasin hat sich in den zurückliegenden Jahren nicht nur Freunde gemacht, wenn es um die Themen Asyl und Integration ging. Dann war er nie um eine kernige Botschaft verlegen. Da war dann schon mal die Rede von Winterurlaubern aus dem Kosovo, die kommen, um "Geldleistungen abzugreifen". Gemeint war damit, dass Menschen aus dem Balkan in den kalten Monaten nach Deutschland kommen und Asyl beantragen, um sich in gut beheizten Unterkünften alimentieren zu lassen. Viele Asylhelfer reagierten empört und warfen dem CSU-Politiker Stimmungsmache auf Kosten Hilfsbedürftiger vor - weil man sie unter Generalverdacht stelle. Auch für die als sehr restriktiv empfundene Bewilligungspraxis von Arbeitserlaubnissen für Asylbewerber hagelte es Kritik. Karmasin selbst sah und sieht sich nicht als Hardliner, sondern schlicht als Pragmatiker. Zu integrieren, das macht er regelmäßig klar, seien Menschen nicht, die beispielsweise nach einem Bürgerkrieg in ihr befriedetes Heimatland zurückkehren sollen.

Dass der Landrat nicht um den heißen Brei herumredet, zu seiner Meinung steht und sie auch begründet, ist ihm immerhin anzurechnen. Nicht alle Politiker trauen sich das. Noch besser ist es, dass Karmasin zeigt, dass er eines verstanden hat: Es genügt nicht, bei Flucht und Zuwanderung die große Keule zu schwingen. Letztlich helfen auch keine Zäune und Mauern. Die weltweite Armut und die Fluchtursachen müssen angegangen werden. Der CSU-Politiker hat vor knapp einem Jahr unter dem Dach der Gemeinschaftsinitiative "1000 Schulen für unsere Welt" eine Spendeninitiative gestartet, gemeinsam mit dem Landrat von Donau-Ries sowie Margret Kopp von der Aktion PiT Togohilfe. Und nun unterstützt er ein Projekt, das im Sinne der Asylhelfer und ihrer bereits in Deutschland lebenden Schützlinge ist. Die haben das auch weiterhin nötig. Mag mancher Flüchtling auch aus wirtschaftlicher Not kommen (an der teils auch reiche Länder mitschuldig sind), so haben sie doch immer Anspruch auf eine menschenwürdige Behandlung. Flüchtlinge, die nachweislich politisch verfolgt sind, müssen darüber hinaus schnell und ohne Wenn und Aber integriert werden.

© SZ vom 29.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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