Kommentar:Taktieren hilft nicht mehr

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Der Sportclub Fürstenfeldbruck war einmal das Aushängeschild des Landkreis-Fußballs, mit mäßig solidem Geschäftsgebaren ist er nicht nur einmal aufgefallen. Ein moderner Zuschnitt des Vereins und ein neuer Führungsstil sind überfällig.

Von Heike A. Batzer

Der Sportclub Fürstenfeldbruck ist ein besonderer Verein, und das ist jetzt kein Lob. Er war zwar jahrzehntelang das Aushängeschild des Landkreis-Fußballs, ist aber nicht nur einmal mit mäßig solidem Geschäftsgebaren auffällig geworden. Ende der Achtzigerjahre in der nach ihm benannten Korn-Affäre hatte der damalige Vereinschef Zuschüsse für den SCF erschlichen. Der Verein hatte hohe Schulden. Vor nunmehr zwei Jahren musste der Verein erneut zugeben, dass er weit über seine Verhältnisse gelebt hat. Es drohte die Zahlungsunfähigkeit. Wie es dazu kommen konnte, könnte Teil jener Ermittlungen sein, die die Staatsanwaltschaft inzwischen aufgenommen hat. Klar ist: Im Amateurfußball steckt das Potenzial, sich finanziell zu übernehmen. Selbst in Liga fünf oder sechs üben Spieler ihr Hobby allzu gerne gegen eine finanzielle Gegenleistung aus.

Sich deshalb erneut für ein Führungspersonal zu entscheiden, das den Verein in prekärer finanzieller Lage hinterlassen hat, dazu war die Mehrheit der Sportclubmitglieder nun nicht bereit. Mit jedem Namen aus der früheren Führungsriege, den der Herausforderer auf das Präsidentenamt bei der Jahreshauptversammlung als Teil seines Teams verlas, schwand seine Chance, gewählt zu werden. Eine Zusammenarbeit der beiden Fraktionen im Verein ist indes nicht möglich, zu vergiftet ist das Klima. Denn auch der amtierende und wiedergewählte Präsident beherrscht taktische Spielchen: Die potenziellen Neumitglieder etwa, deren Aufnahme er verweigerte, gehörten einfach der falschen Seite an.

Immerhin hat sich der Verein mittlerweile auf den Weg der finanziellen Konsolidierung begeben. Sichtbares Zeichen dafür ist eine Mannschaft, die nicht mehr mit hohem finanziellen Aufwand in hohen Spielklassen gehalten wird. Das ist bitter, aber vorerst der einzig gangbare Weg. Darüber hinaus stünde es dem SCF gut an, sich einen modernen Zuschnitt zu geben und jahrzehntelang praktiziertes, hemdsärmeliges Gebaren durch einen ordentlichen Stil zu ersetzen. Die meisten anderen Vereine schaffen das mühelos.

© SZ vom 13.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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