Wer in Umfahrungen ein Allheilmittel sieht, ist buchstäblich auf dem Holzweg. Fast immer nämlich zerstören solche in Beton und Asphalt gegossene Schneisen in unverhältnismäßig hohem Maß die Natur. Vor allem zieht ein "Bypass" eines an: weitere Fahrzeuge. Die Erfahrung lehrt, dass er bestenfalls ein paar Jahre Entlastung bringt. Weil der Mensch in Alternativen denkt und neben der Bequemlichkeit die Fahrzeit eine ganz entscheidende Rolle spielt, wird das Auto im Vergleich etwa zur S-Bahn attraktiver, wenn man damit nicht mehr im Stau steht. Dadurch wiederum nimmt der Verkehr oftmals so stark zu, dass die Autos dann eben doch wieder, wenn auch außerorts, stehen. Besonders hart trifft es den nächsten oder übernächsten Ort, in dem in der Folge ganz sicher auch die Rufe nach einer Ortsumfahrung lauter werden.
Ist eine Umfahrung von Moorenweis also kompletter Unsinn? So einfach ist es nicht. Denn es gibt Ausnahmefälle, in denen solche Projekte durchaus ihre Berechtigung haben können. Anders als beispielsweise in Fürstenfeldbruck, wo die mögliche Verlegung der Bundesstraße 2 aus dem Stadtzentrum heraus ein Dauerbrenner ist, beginnen die meisten Autofahrten im Fall Moorenweis nicht im Ort selbst oder enden dort. Die Quote des reinen Durchgangsverkehrs liegt offenbar sehr hoch. Und genau dies ist die einzig wirklich stichhaltige Begründung für ein solches Vorhaben.
Grundsätzlich ändert dies freilich nichts daran, dass Millioneninvestitionen ins Straßennetz auf Kosten von Bus und Bahn gehen. Ziel müsste es sein, gerade die weniger umweltschädlichen Verkehrsmittel deutlich stärker zu fördern als den Individualverkehr und die Menschen dadurch zu entlasten. Mit Blick auf Moorenweis wird erneut deutlich, dass es an einem durchdachten "Masterplan" für den Landkreis fehlt, bei dem Straße und Schiene ein wirkliches Gesamtsystem bilden. Deshalb sind selbst Umfahrungen, die sich unterm Strich rechtfertigen lassen, nie mehr als Stückwerk, mit dem an den Symptomen herumkuriert wird.