Kommentar:Selbst verschuldete Kostenexplosion

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Dass das Großprojekt fast doppelt so teuer werden soll, als bei der Grundsatzentscheidung im Gemeiderat geschätzt worden war, ist kein Zufall. Als abgestimmt wurde, gab es weder ein Raumkonzept noch konkrete Pläne

Von Gerhard Eisenkolb

Je konkreter die Planungen für das neue Rathaus in Gröbenzell werden, um so mehr entwickelt sich das Großprojekt zum Millionengrab. Als der Gemeinderat noch mit großer Euphorie und in Aufbruchstimmung nach dem Machtwechsel und dem Sieg von Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) den Grundsatzbeschluss fasste, sollte der Neubau laut einer ersten Kostenschätzung noch 10,5 Millionen kosten. Inzwischen rechnen Planer und die Gemeindeverwaltung mit etwa 18 Millionen, also fast der doppelten Summe. Was am Ende bezahlt werden muss, bleibt ungewiss. Eigentlich ist diese Entwicklung keine Überraschung, sondern einer zweifelhaften Herangehensweise an das bisher größte und teuerste Bauprojekt der Gemeinde geschuldet.

Alle Fraktionen im Gemeinderat wollten es so. Sonst hätten sie sich nicht blauäugig auf ein Abenteuer eingelassen. Zur Erinnerung: Als die Grundsatzentscheidung fiel, stand weder der konkrete Raumbedarf fest, noch gab es irgendwelche Vorstellungen zum Bauvorhaben. Das verlockende Angebot, für die Bauzeit ein Bürohaus zu mieten und das viel zu kleine und nicht mehr zeitgemäße Rathaus zu verlassen, sowie eine vage Kosten- und Bedarfsschätzungen genügten als Entscheidungsgrundlage. Da das Pferd von hinten aufgezäumt wurde, ist im Gemeinderat nun kaum Kritik zu hören. Auch die CSU-Fraktion hält sich sehr zurück. Einzig CSU-Nachrücker Anton Kammerl tritt als Mahner auf.

Alle Fraktionen und der Bürgermeister wollten es ja so. Und es ist auch nicht sicher, ob das Rathaus billiger gewesen wäre, wenn die Entscheidungsgrundlage solider gewesen wäre. Aber die Debatte über die Frage, was sinnvoller gewesen wäre, ein Abriss oder ein Neubau, wäre anders verlaufen. Baukosten und Bauvolumen ließen sich niedrig halten, solange es opportun war. Als sich die Gröbenhüter für den Erhalt eines Teils des alten Rathauses einsetzten, nahm das Bauvolumen plötzlich stark zu. Mit dem Ergebnis, dass vom Altbau nichts mehr in den Neubau zu integrieren war. Koste es, was es wolle, wird das Vorhaben nun durchgezogen.

© SZ vom 10.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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