Kommentar:Schlampige Kommunikation

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Bei aller Anstrengung, die das Landratsamt für die Flüchtlinge unternimmt, würde es nicht schaden, die Bürgermeister enger einzubinden

Von Peter Bierl

Man kann es nicht oft genug sagen: Was die Mitarbeiter im Landratsamt leisten, um auf die Schnelle viele Menschen unterzubringen, ist enorm. Auch dass der Landrat mehr Turnhallen belegt hat, als bislang gebraucht wurden, und deshalb die Halle in Olching nach einem Monat wieder freigeräumt werden musste, kann man Thomas Karmasin (CSU) nicht zum Vorwurf machen. Das war im Sinne der Vorsorge richtig gehandelt. Schlimmer wäre es gewesen, wenn Flüchtlinge auf der Straße gestanden hätten.

Kritikwürdig ist allein die Kommunikation. Schon zum zweiten Mal erfährt der Puchheimer Bürgermeister Norbert Seidl erst kurz nach einer Bürgerversammlung, dass der Kreis eine weitere Asylbewerberunterkunft in der Stadt einrichten will. Im Sommer ging es um die Turnhalle von Gymnasium und Realschule, jetzt um ein Haus im Altdorf. Karmasin lässt Seidl erneut schlecht aussehen. Vorfälle, wie diese, wirken wie Signale: Kommunalpolitiker, Verwaltung und ein Netzwerk an ehrenamtlichen Helfern, die sich aktuell um die Unterbringung von Flüchtlingen bemühen, und die bereits seit Jahren sehr viel tun, um über 200 anerkannte Flüchtlinge aus dem von Terror und Bürgerkrieg zerrissenen Irak zu integrieren, werden von der Kreisbehörde missachtet. Nicht zuletzt ist diese mindestens schlampige Informationspolitik Wasser auf die Mühlen all jener am rechten Rand, die permanent Stimmung gegen Flüchtlinge machen, auch, in dem sie behaupten, Politik, Polizei und Presse würden bewusst falsch informieren.

Statt flotte Sprüche über Flüchtlinge zu reißen, sie etwa mit dem Pfingsthochwasser der Amper zu vergleichen und damit Menschen in Not zur Naturkatastrophe zu erklären, sollte der Landrat lieber Bürgermeistern und Räten öffentlich auf die Füße steigen, deren Kommunen bisher die Unterbringungsquote nicht erfüllen oder sogar keinen einzigen Flüchtling aufgenommen haben. Gerade die kleineren Kommunen können sich ein Beispiel an Allings Bürgermeister Frederik Röder nehmen, der vorausschauend schon früh begann, Klinken zu putzen, um Flüchtlinge dezentral unterzubringen. Hätten alle sich an diesem "Allinger Weg" orientiert, bräuchten jetzt keine Hallen beschlagnahmt werden.

© SZ vom 02.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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