Kommentar:Sankt Florian lässt grüßen

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Der Adelshofener Dorfanger soll nicht bebaut werden. Doch die Not der Flüchtlinge macht eine zeitlich begrenzte Ausnahme nötig

Von Gerhard Eisenkolb

Mit der etwas mehr als 24 000 Quadratmeter großen Klosterwiese kann sich Adelshofen rühmen, mitten im Ort über den schönsten Dorfanger im Landkreis zu verfügen, von dem der Blick weit über das hügelige Brucker Hinterland schweift. Wer ein solches Kleinod besitzt, ist verpflichtet, es zu bewahren und zu pflegen. Und selbstverständlich verbietet es sich, ein solches sakrosanktes Gelände dauerhaft zu bebauen. Aber es gibt Notsituationen, in denen auch an einem solchen Ort zumindest eine verübergehende Wohnnutzung durch das Aufstellen von einigen Containern hinzunehmen ist. Die Gemeinde muss Asylbewerber unterbringen und bietet dazu dem Landkreis für eine befristete Zeit einen Zipfel des Angers an. Auch wenn die Gegner des Projekts den Denkmalschutz anführen und sich damit auf übergeordnete Interessen berufen, kaschiert dieses Argument letztlich nur, dass auch hier nach dem Sankt-Florians-Prinzip gehandelt wird.

Die Initiatoren des Bürgerentscheids stammen nämlich aus dem Kreis der Anwohner des Klosterangers. Wenn sie nicht einmal vorübergehend Flüchtlingscontainer in ihrem Wohnumfeld tolerieren, vertreten sie also letztlich nur ihre eigenen Interessen. Das ist in Adelshofen bekannt, auch deshalb hält der Gemeinderat am Standort fest. Und den Initiatoren geht es wohl auch darum, Flüchtlinge abzuweisen. Sonst wäre in der Diskussion im Ort nicht darauf verwiesen worden, dass ja der Bürgermeister von Maisach eine Obergrenze gefordert habe, es also Bestrebungen gibt, die Zahl der Aufzunehmenden zu begrenzen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass der, der wie die Adelshofener Initiative Mitstreiter sucht, tendenziös, also einseitig, vorgeht.

Ob die Adelshofener dieses Spiel mitmachen, wird die Abstimmung zeigen. Die Stimmung in dem weltoffenen Ort ist zum Glück alles anderes als fremdenfeindlich. Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass die Mehrheit der Adelshofener die Strategie durchschaut und die Flüchtlingssiedlung, die hinter einer vorhandenen Hecke etwas versteckt sein wird, als notwendige, aber vorübergehende Zeiterscheinung toleriert.

© SZ vom 16.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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