Kommentar:Risikofreudiger Bürgermeister

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Martin Schäfer war Unternehmer. Das merkt man seiner Amtsführung an. Darin liegen auch Chancen für Gröbenzell

Von Gerhard Eisenkolb

Eine gewisse Risikobereitschaft zählt zu den Tugenden von Unternehmern. Inwieweit auch Kommunalpolitiker Risiken eingehen dürfen, das lotet zurzeit der ehemalige Unternehmer Martin Schäfer als Bürgermeister in Gröbenzell aus. Er geht das Risiko ein, Räume für den zeitlich befristeten Umzug der gesamten Gemeindeverwaltung in einem privaten Bürogebäude anzumieten, um das Rathaus in fünf Jahren zu sanieren und zu vergrößern oder ganz abzureißen und neu zu bauen. Nur sind so gut wie alle Fragen, die zu einem solchen Vorhaben gehören, ungeklärt. Es gibt weder ein Konzept, noch eine Planung. Ja nicht einmal der Raumbedarf steht fest. Obwohl das mutig ist und im Hauruckverfahren ohne sonst übliche längere Diskussionen zur Entscheidung gestellt wurde, folgte der gesamte Gemeinderat dem Bürgermeister brav. Damit hat sich Schäfer, der sowieso schon das ganze Rathaus zur Großbaustelle macht, dem Gemeinderat ausgeliefert.

Es bleibt ihm gar nichts anderes mehr übrig, als sein Mammutprojekt, wie zugesagt, in fünf Jahren bis zum Einzug in ein neues Rathaus zu stemmen. Gelingt ihm das, ist er der Größte. Misslingt ihm das, wäre es ein Eingeständnis des Scheiterns. Die Chance liegt darin, dass mit Schäfer die gesamte Bauverwaltung nun gehörig unter Druck steht. Zuerst muss zügig ein Konzept entwickelt, dann eine Planung vorangetrieben werden. Es könnte so etwas wie eine motivierende Aufbruchstimmung in der Verwaltung um sich greifen. Überfordert Schäfer die Bauverwaltung, käme anstelle der Lust über das neue Tempo Frust auf. Ein solcher Druck kann auch neue Risiken nach sich ziehen. Bauprojekte der öffentlichen Hand sind in der Regel komplizierter, komplexer und teurer als solche privater Investoren. Nicht nur weil Bürger beteiligt und gefragt werden wollen, dauern auch die Entscheidungen länger. Es könnte die Zeit fehlen, alle Varianten ausreichend zu prüfen. Und es könnte auch die im Kommunalwahlkampf von allen politischen Gruppierungen zugesagte Transparenz auf der Strecke bleiben. Auch wenn das keiner sagt, steht vielleicht schon fest, dass das alte Rathaus bald abgerissen wird. Gewisse Präferenzen sind erkennbar - und die Gemeinde würde sich Ärger mit Zwischennutzern ersparen.

© SZ vom 28.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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