Kommentar:Redliche Kritik

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Beim Thema MVV-Reformwird im Kreistag auf Martin Runge (Grüne) verbal eingeprügelt. Dabei hat er nichts anderes getan, als seine Pflicht als Kreisrat

Von Heike A. Batzer

Schön, dass mal wieder miteinander geredet wurde. Der Fürstenfeldbrucker Kreistag hatte zuletzt häufig nicht viel Gesprächsbedarf gezeigt, diesmal war es anders. Der MVV ist eben ein Thema, das viele berührt, zu dem viele eine Meinung haben. Alljährlich sind steigende Fahrpreise ein Ärgernis, ohne dass dies von außen zu verhindern ist. Nun soll eine Tarifreform die Benutzung von S-Bahnen und Bussen künftig einfacher, klarer, verständlicher - und in vielen Fällen auch günstiger - machen. Der Verkehrsverbund ist dabei auf die Zustimmung aus den Landkreisen im Umland sowie der Landeshauptstadt München angewiesen. Es ist gut so, dass die Kommunalpolitiker dabei ein Wörtchen mitreden dürfen.

Dass sie sich ausreichend informieren und die Vor- und Nachteile abwägen, bevor sie zu einer Entscheidung gelangen, ist der Idealfall der Demokratie. Martin Runge hat das vorgemacht. Der erfahrene Kommunal- und Landespolitiker aus Gröbenzell ist ein regelrechter Aktenfresser, der sich in die Sparkassenfusion genauso detailliert eingearbeitet hat wie in MVV-Angelegenheiten mitsamt zweiter Stammstrecke. Viel Kritisches ist dabei heraus gekommen. Dass die Kreistagskollegen aus der SPD nun bei der Diskussion zur MVV-Tarifreform zu einer Art Runge-Bashing übergingen und ihm unterstellten, sich unkollegial zu verhalten, zu skandalisieren und Wahlkampf zu betreiben, ist indes nicht nachvollziehbar.

Inhaltlich hat der Grünen-Politiker anhand von Beispielen auf die Schwachstellen der Tarifreform hingewiesen und für deren Ablehnung geworben. Das ist legitim. Eigentlich sollten die Kreisräte ihrem Grünen-Kollegen dankbar sein, dass er die Nachteile der Reform beleuchtet und deutlich wie sonst kein anderer benannt hat. Das mag manchmal nervig sein und lange dauern. Die Landkreisbürger, in deren Auftrag die Kreisräte abstimmen, dürfen freilich voraussetzen, dass vor einer Entscheidung ein demokratischer Abwägungsprozess stattfindet.

© SZ vom 28.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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