Kommentar:Realitätsferne Grüne

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Eine Beisetzung ist kein technischer Akt. Weshalb die Ökofraktion im Gemeinderat in der Frage der Modernisierung der Aussegnungshalle falsch liegt und die Gewohnheiten der älteren Eichenauer verkennt

Von Erich C. Setzwein

Trauer braucht Zeit und Trauer braucht Raum. Zeit zu trauern müssen sich die Angehörigen selbst nehmen, die Räume, um Abschied zu nehmen und schließlich den Verstorbenen auf seinem letzten Weg zu begleiten, müssen die Kommunen bereitstellen. So gesehen ist Bestattungskultur ein wichtiger Teil der Daseinsvorsorge. Und diese Kultur verändert sich ständig, wie man an den Grabmalen der Frühzeit bis hin zur Beisetzung in Urnenwänden sieht. Eichenau muss, wie es andere Kommunen im Landkreis auch tun, den Platz auf seinem Friedhof erweitern und auf die Nachfrage nach neuen Bestattungsformen reagieren. Das ist den Planern und dem den Haushalt beschließenden Gemeinderat stets gut gelungen. Es ist deshalb nicht abwegig, wie bei einer "schönen Leich", von einem schönen Friedhof zu sprechen. Dazu gehört nun aber auch die Aussegnungshalle, ein Bau, der bei 140 Beerdigungen im Jahr ständig benutzt wird und der eine gewisse Würde ausstrahlen sollte.

Die Grünen sehen das leider nicht so. Sie haben sich ein Bild gemacht, das nicht der Realität entspricht und schon gar nicht den Gewohnheiten und Ansprüchen der immer älter werdenden Eichenauer Bevölkerung. Da wird zweifellos darauf geschaut, ob man bei einer Beerdigung auch Platz in der Aussegnungshalle bekommt, da will niemand im Oktoberregen draußen stehen müssen, bis der Sarg herausgeschoben wird. Die Forderung, das Projekt möglichst klein zu halten, ja nur mit Bordmitteln zu realisieren, und die Architekten zum Teufel zu jagen, um das gesparte Geld in irgendein soziales Wohnprojekt zu stecken, zeugt von großer Realitätsferne. Den Fachvortrag an einem Reverenzobjekt zu verfolgen, schwänzte die Fraktion, die Argumente gegen die Planer fielen bei näherer Betrachtung in sich zusammen. Zudem missfiel den Eichenauer Gemeinderäten zurecht, dass Beerdigungen rein als technischer Akt betrachtet wurden. Fast wie nach dem Motto: Deckel drauf und rein damit. Doch auch bei den immer häufiger stattfindenden Trauerfeiern ohne den Beistand der christlichen Kirchen wird nach wie vor viel Wert auf einen würdigen Abschied gelegt. Diesem Bedürfnis kommt Eichenau, auch wenn es dafür vergleichsweise viel Geld aufwendet, auch nach.

© SZ vom 15.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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