Kommentar:Nukleus fürs Kreativquartier

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Warum der Fürstenfeldbrucker Verein Subkultur jede Unterstützung verdient

Von Erich C. Setzwein

Die Fürstenfeldbrucker Subkultur ist anders als andere kulturellen Vereine. Sie ist der letzte und einzige Ort, an dem ein interessierter Teil der Jugendlichen und jungen Erwachsenen sowie einige im Kopf jung gebliebene Opas und Omas am Entstehen von Musik, von Kunst beteiligt sind. Bands aus dem Landkreis bekommen im alten Schlachthof ihre ersten Auftrittsmöglichkeiten, und seit diesem Jahr auch mehr Gage als früher. Kunstprojekte nehmen dort ihren Ausgang, und der Schlachthof selbst ist Mittelpunkt einer wissenschaftlichen Arbeit geworden. Im alten Schlachthof könnte unter kräftiger Mitwirkung der Subkultur der Nukleus für das neue kreative Viertel mitten an einem der schönsten Flecken in Bruck entstehen. Die Subkultur ist anders als andere Kultur im Landkreis, weil vieles roh und unverbildet ist und einfach mal gemacht werden darf. Es verdient Anerkennung, dass die Stadt den Verein so weit in ihre Planungen einbindet.

Doch gute Ideen für solche innerstädtischen Quartiere laufen Gefahr, entweder über die Jahre hinweg in politischen Gremien zerredet oder in Investorenhand zu hippen, schicken und schier unbezahlbaren Anlageobjekten zu werden. Dem Verein ist es zu wünschen, dass ihm weiterhin aufmerksame, kritische und widerständige Mitglieder angehören, die das bisher Erreichte verteidigen. Orte wie den Schlachthof, mitten in der Stadt und doch irgendwie abseits von Konsum und Kommerz, gibt es nur noch sehr selten.

Wenn sich nun dieses Quartier entwickelt, so liegt es an den Subkultur-Machern, zu zeigen, dass vom Schlachthof, in dem über Jahrzehnte nur Leben genommen wurde, die pure Kreativität ausgeht. Vielleicht finden sich arrivierte Künstler, die bei der Subkultur ihre erste Chance bekamen, als Unterstützer, als Coaches oder als Geldgeber. Eigene, unverwechselbare Ideen sind gefordert, um sich immer wieder ins Gespräch zu bringen. Und sei es, dass die Geschichte vom begeisterten Brucker Oberbürgermeister Erich Raff kolportiert wird, der im sommer das Open Air besuchte - und in Flipflops auf die Lände kam.

© SZ vom 11.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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