Kommentar:Niederlage zeigt Schwächen auf

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Aus der verlorenen Eichenauer Bürgermeisterwahl kann die CSU Lehren ziehen

Von Gerhard Eisenkolb

Die CSU-Niederlage in Eichenau ist nicht nur ein Eichenauer Problem. Sie offenbart eine Schwäche der Kreis-CSU, die sich seit Längerem in anderen Landkreiskommunen zeigt. In einer Zeit, in der die Bindung an Parteien lockerer wird und die Persönlichkeit von Kandidaten an Bedeutung gewinnt, zeigt sich, wie dünn die Personaldecke der Volkspartei im Landkreis ist. Nach dem Generationswechsel im Kreistag und in vielen Ortsverbänden fehlt es an überzeugenden jungen Führungskräften.

Dabei machte Hubert Jung, der versierte und unangefochtene Eichenauer Bürgermeister, eigentlich alles richtig. Er baute mit Dirk Flechsig seinen Idealnachfolger auf, der im Wahlkampf Kontinuität versprach. Aber die Eichenauer, die Jung wohl noch ein weiteres Mal gewählt hätten, verschmähten dessen Zögling. Weil sich in der Stichwahl zudem letztlich alle gegen die CSU verbündeten, wurde aus Flechsigs Bonus ein Malus. Bürgermeisterposten sind nun mal keine Erbhöfe, sie wollen erkämpft sein. Dazu ist der CSU-Nachwuchs oft zu brav und zu stromlinienförmig. Zudem würden politische Auseinandersetzungen das Profil von Kandidaten schärfen. Nur wer sich zu Wort meldet und zu Fragen Stellung bezieht, die die Bürger einer Kommune beschäftigen, hat eine Chance, als Politiker wahrgenommen zu werden. Diese Möglichkeit wird leider kaum noch genutzt. Stattdessen vertraut man auf Plakate mit Bewerberkonterfeis.

Wohin das führt, zeigte 2014 der Kommunalwahlkampf des Fürstenfeldbrucker CSU-Bürgermeisterkandidaten Andreas Lohde. Letztlich war dessen Materialschlacht mit lebensgroßen Figuren an den Straßenecken nicht wahlentscheidend. Sollte sich in den nächsten Monaten herausstellen, dass der schwer erkrankte OB Klaus Pleil nicht ins Rathaus zurückkehren kann, hätte die CSU das nächste Problem. Eigentlich müsste Lohde ein weiteres Mal antreten. Aber es gibt erhebliche parteiinterne Bedenken, weil sich die Brucker schon einmal gegen Lohde entschieden haben. Eine Alternative, die der Ortsverband mittragen würde, ist jedoch noch nicht in Sicht.

© SZ vom 06.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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