Kommentar:Nicht nur Akademiker

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Eine bessere Aufklärung würde so manchen Eltern verdeutlichen, dass ihr Kind eine Lehre anstreben sollte

Von Heike A. Batzer

Es ist schon kurios: Da gibt es in Deutschland die duale Ausbildung, die junge Menschen in Betrieben einen Beruf erlernen lässt und ihnen an der Berufsschule gleichzeitig theoretisches Rüstzeug mitgibt. Das System gilt weltweit als vorbildlich, in der Folge sind in Deutschland deutlich weniger Jugendliche arbeitslos als anderswo. Dennoch muss dieses System langsam aber sicher um seine Existenz fürchten, denn: Es gibt - auch im Landkreis Fürstenfeldbruck - immer weniger junge Menschen, die eine solche Berufsausbildung machen wollen.

Das liegt zuvorderst daran, dass die meisten Menschen das Credo verinnerlicht haben, wonach eine gute Bildung der wichtigste Grundstock im Leben sei. Mit Bildung ist zunehmend jene gemeint, die zum Abitur führt und schließlich an die Hochschulen. Die Politik erleichtert laufend die Wege zur Hochschulreife und die Durchlässigkeit des Schulsystems. Wer es nicht auf den ersten Weg zum Abitur schafft, der nimmt eben den zweiten. Das ist einerseits eine gute Entwicklung, denn nur wer genügend weiß, kann sich in einer immer komplexer werdenden Welt auch bewegen und die richtigen Entscheidungen treffen. Unter diesen Rahmenbedingungen ist es auch Eltern nicht zu verdenken, dass sie für ihre Kinder mindestens das Abitur wünschen.

Diese Entwicklung hat jedoch auch Nachteile. Denn wenn immer weniger Menschen eine fachpraktische Ausbildung machen, dann werden über kurz oder lang immer mehr Fachkräfte fehlen. Manche Berufsgruppen wie Metzger, Bäcker, Maurer spüren das schon seit Jahren, andere werden folgen. Dabei sind gerade das die Berufe, die das unmittelbare Lebensumfeld des Menschen tangieren. Politik und Wirtschaft müssen deshalb verstärkt für die duale Ausbildung werben: Sie müssen Wert und Wichtigkeit einer praxisnahen Ausbildung herausstellen sowie die Möglichkeit betonen, frühzeitig auf eigenen finanziellen Beinen zu stehen und gute Übernahmechancen in den Betrieben zu haben. Nicht jeder ist für den Weg an die Hochschule geeignet. Dies frühzeitig zu kommunizieren und an den Schulen frühzeitig alle Wege in den Beruf aufzuzeigen, mit allen Vor- und Nachteilen, das könnte ein Weg sein.

© SZ vom 20.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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