Kommentar:Neue Konzepte sind nötig

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Wenn Sporthallen zu Flüchtlingslagern werden, dann bekommen Schüler und Vereine ein Problem

Von Heike A. Batzer

Die Hoffnungen, dass die Schulturnhallen pünktlich zum Schuljahresbeginn wieder ihrer eigentlichen Bestimmung übergeben werden und sowohl Schüler als auch Vereinsmitglieder darin Sport treiben können, haben sich nicht erfüllt. Und es kommt noch schlimmer: Sie bleiben auf unbestimmte Zeit belegt, weitere werden dazu kommen. Niemand weiß derzeit, wie viele Asylbewerber im Landkreis noch untergebracht werden müssen. Die Probleme der Flüchtlingskrise sind damit im Alltag der Bürger angekommen.

Der Landkreis Fürstenfeldbruck nennt sich selbst gerne Bildungslandkreis, betont, wie viel er sich seine weiterführenden Schulen kosten lässt. Im Kreistag wird regelmäßig darum gefeilscht, wie und für wie viel Geld die Schulen auf Vordermann gebracht werden. Und nun muss möglicherweise eine nach der anderen auf ihre Sporthalle verzichten, auf unbestimmte Zeit. Das ist keine Petitesse. Sport gehört zum Fächerkanon von der ersten bis zur letzten Klasse. Fachleute betonen immer wieder, wie wichtig Sport als einziges Bewegungsfach in der Schule gerade für die Computer-Kids der Jetztzeit sei. Dass sich die Schulen nun bestenfalls Ausweichquartiere für den Sportunterricht suchen müssen, dabei aber noch nicht einmal wissen, ob jemand bereit ist, den zusätzlichen Schülertransfer zu bezahlen, ist mehr als unerfreulich.

Betroffen sind aber auch Vereine, die ihr Angebot umstellen oder ausfallen lassen müssen, weil sie nicht in die Hallen können. Und das betrifft nicht nur Übungsstunden im Breitensport. In vielen Vereinen wird Wettkampfsport auf hohem Niveau betrieben. Die Lage wird sich verschärfen, sobald im Winter auch die Freiluftsportler in die Hallen möchten. In den Vereinen wird geradezu idealtypisches ehrenamtliches Engagement vorgelebt. Hält der Ausnahmezustand zu lange an, kann das ganze ehrenamtliche Strukturen, die sich in den Vereinen über Jahre entwickelt haben, zerstören. Die Kommunen brauchen deshalb endlich konkrete Unterstützung, wie sie der Lage Herr werden sollen. Eine Wir-schaffen-das-Ankündigung auf höchster Ebene und anschließendes Durchreichen der Flüchtlinge in die Städte und Gemeinden ist weit davon entfernt, ein Konzept zu sein.

© SZ vom 18.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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