Kommentar:Natur versus Kinderwohl

Lesezeit: 1 min

Bevor eine Kita im Haesler-Park gebaut wird, sollten alle Alternativen geprüft werden

Von Stefan Salger

Es ist eine schwierige Abwägung. Dieser Begriff wird zurzeit regelmäßig strapaziert, wenn es um den Bau einer Kindertagesstätte im Kester-Haeusler-Park geht. Selten ist die Abwägung von Argumenten so schwierig wie in diesem Fall, geht es hier doch um Natur- und Tierschutz auf der einen Seite und Kinderbetreuung auf der anderen Seite. Wer will sich für das eine und damit gegen das andere entscheiden? Zum einen kommt die wachsende Stadt nicht nach mit dem Bau von Kinderbetreuungseinrichtungen. An einigen Stellen, so auch in dem Haus der Stiftung am südlichen Rand des Parks, gibt es zeitlich befristete Provisorien. Passiert nicht schnell etwas, dann stehen in den nächsten Jahren mehr als hundert Kinder buchstäblich auf der Straße.

Andererseits verschwindet das einst riesige Naturrefugium in dem Park nördlich der Dachauer Straße zusehends. Im Norden wurde bereits ein großer Teil bebaut - mit der psychiatrischen Klinik. Wird erneut gerodet und gebaut, dann ist damit ein Stück Natur mitten in der Stadt unwiederbringlich verloren. Es ist ein Dilemma, aus dem es keinen Königsweg gibt. Fakt ist, dass die politischen Gremien sich längst grundsätzlich für das Kinderhaus an dieser Stelle entschieden haben und der große Proteststurm nun reichlich spät eingesetzt hat. Gleichwohl lagen vor zwei Jahren Zahlen der aktuellen Demographiestudie noch nicht vor, und es beschleicht einen das Gefühl, dass es durchaus alternative Flächen geben könnte, die bislang eher halbherzig geprüft worden sind.

Die Zeit drängt. Sollte es nicht möglich sein, das Kinderhaus an anderer Stelle zu bauen und bis spätestens Mitte 2018 zu öffnen, dann ist der Neubau im Park die beste Lösung. Möglicherweise kann die Stiftung anschließend noch für weitere Zugeständnisse gewonnen werden, wenn es um die öffentliche Zugänglichkeit geht. Bevor eine endgültige Entscheidung fällt, stehen Stadträte und Stadtspitze aber in der Pflicht, konkrete Alternativvorschläge ehrlich und unvoreingenommen zu prüfen.

© SZ vom 25.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: