Kommentar:Natürlicher Kreislauf

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Warum es schwierig ist, den Bürgern das Kompostieren im eigenen Garten zu verbieten

Von Heike A. Batzer

Was vom Konsum übrig bleibt, nicht gegessen oder anderweitig genutzt wird, oder was einfach nur als Hülle und Verpackung diente, ist ja schon längst kein Abfall mehr. Vieles davon ist werthaltig, das meiste davon wird im Landkreis seit vielen Jahren getrennt gesammelt und zum Großteil der Wiederverwertung zugeführt. Mit manchen Bestandteilen lässt sich sogar richtig Geld verdienen: mit Papier zum Beispiel, neuerdings auch mit Altkleidern. Sichtbar wird das regelmäßig daran, dass private Unternehmer als Wettbewerber zum kommunalen Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises auf dem Müllmarkt auftauchen.

Biomüll galt bislang als eher unverdächtiges Wirtschaftsgut. Doch seit er einen Beitrag leisten kann zur Energiewende, wird auch um die organischen Abfälle gerungen. Biomüll fällt täglich an, er muss nicht erst hergestellt, sondern braucht nur sinnvoll verwertet zu werden. Aus Biomüll wird bereits jetzt Strom produziert, die Frage für die Zukunft lautet deshalb: Reicht das in der jetzigen Form aus oder muss das System für die Energiewende umfassender und effizienter werden?

Abfälle in Energie umzuwandeln ist ein wichtiger Teilbereich der Energieerzeugung der Zukunft. Dennoch ist auch hierbei eine Abwägung nötig. Den Bürgern etwa das Kompostieren im eigenen Garten zu verbieten und ihnen vorzuschreiben, ihre Bioabfälle dem Landkreis zu überlassen, damit dieser schließlich genügend "Rohstoff" hat für eine eigene Vergärungsanlage, dürfte schwierig werden. Denn die Eigenkompostierung ist ja nicht nur eine bequeme Form der Entsorgung, sondern entspricht auch dem natürlichen Kreislauf organischer Stoffe. Obwohl das Prinzip der Regionalität und der Versorgungssicherheit vor Ort Sinn macht, muss Energiewende nicht zwangsläufig bedeuten, dass alles innerhalb enger Landkreisgrenzen abgewickelt werden muss. Die Energiewende verlangt vor allem ein sinnvolles Gesamtkonzept und die Zusammenarbeit der Kommunen, die auch über die Landkreisgrenzen hinaus gehen darf. Das wäre effizient.

© SZ vom 26.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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