Kommentar:Mittel gegen den Verkehrskollaps

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Um ein Ziel im Landkreis zu erreichen wird bald niemand mehr auf ein Auto angewiesen sein

Von Gerhard Eisenkolb

In drei Bereichen des täglichen Lebens spüren Landkreisbewohner unmittelbar, wie gut oder schlecht der Kreistag und die Landkreisverwaltung arbeiten. Zu diesen Bereichen gehören die weiterführenden Schulen, die Müllbeseitigung und der öffentliche Personennahverkehr, wobei sich bei letzterem die Kompetenz nur auf das Bussystem beschränkt und nicht auf den Schienenpersonennahverkehr der seit vielen Jahren vernachlässigten S-Bahn. Wer kurz- und mittelfristig etwas an der Misere von S-Bahn und Verkehrskollaps auf den überlasteten Straßen ändern will, hat aus kommunalpolitischer Perspektive nur zwei Möglichkeiten. Die bestehen darin, durch den Ausbau der Regionalbuslinien und des Radwegenetzes mehr Autofahrer zum Umsteigen auf öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad zu bewegen.

Schon allein wegen des massiven Zuzugs wird das künftige Verkehrsaufkommen mit zusätzlichen Straßen, für die zudem die Flächen fehlen, nicht mehr zu bewältigen sein. Dass sich mit einem erweiterten Angebot an Regionalbussen, das besser mit den S-Bahnen abgestimmt ist, die Zahl der Fahrgäste verdoppeln lässt, zeigt die Bilanz von zwanzig Jahren Arbeit eines engagierten und kompetenten Nahverkehrsexperten im Landratsamt - und eines Kreistags, der dessen teuren Ausbauvorschlägen mit großer Mehrheit und großem Vertrauen folgt. Inzwischen fahren im Landkreis jährlich nicht nur 27 Millionen Menschen mit der S-Bahn, sondern auch acht Millionen mit dem Bus.

Das große Ziel, täglich an 24 Stunden zu fast jeder Siedlung im Landkreis mit öffentlichen Verkehrsmitteln und einem einzigen MVV-Ticket zu gelangen, wird im Herbst erreicht, wenn mit der Ruftaxi-Linie 8300 für Gröbenzell, Olching und Puchheim die letzte Lücke im System geschlossen wird. Dann ist niemand mehr auf ein Auto angewiesen, um mobil zu sein. Je mehr Fahrgäste dieses System nutzen, umso besser wird das Angebot, weil Kommunalpolitiker mit neuen Mehreinnahmen nicht das Defizit decken, sondern neue Linien finanzieren.

© SZ vom 04.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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