Gleiches Geld für gleiche Arbeit. Was selbstverständlich klingt, ist nicht selbstverständlich. Frauen verdienen im Durchschnitt zwischen sieben und 21 Prozent weniger als Männer, je nach Berechnungsmethode. Das ist ungerecht und mithin ein Zustand, der nach Veränderung verlangt. Das würde niemand bestreiten, doch wenn es um die Umsetzung geht, sieht es häufig anders aus. Da führen Firmen allerlei Gründe ins Feld, warum dies und das nicht realisierbar sei.
Auch im Landkreis ist reflexhaft zu hören, dass doch eigentlich alles gut sei, weil man nach Tarif bezahle. Das hieße im Umkehrschluss, eine unterschiedliche Entlohnung von Männern und Frauen gibt es nicht. Das aber ist falsch. Es sind viele Faktoren, die auf das Gehalt Einfluss nehmen. Während Frauen Kinder bekommen, machen Männer Karriere, und schwupps, ist der Gehaltsvorsprung da. Auch können Frauen das Gehaltsdefizit, das durch viele Teilzeitjahre entsteht, nicht wieder wettmachen.
Das heißt, ein Gesetz, das Einblicke in die Gehälter des jeweils anderen Geschlechts zulässt, kann nur ein Bestandteil sein. Wichtiger ist, die Rahmenbedingungen in Job und Gesellschaft zu verändern: Flexibilität am Arbeitsplatz muss auch dem Arbeitnehmer, nicht nur dem Arbeitgeber zugute kommen. Berufstätige Eltern brauchen Unterstützung bei der parallelen Organisation von Beruf und Familie. Die Vereinbarkeit beider Lebensbereiche darf nicht nur Lippenbekenntnis bleiben. Arbeitszeiten müssen flexibler veränderbar, eine Rückkehr vom Teilzeit- in einen Vollzeitjob muss zeitnah möglich sein. Vieles davon ließe sich ohne gesetzliche Zwänge einfach nur mit Ausprobieren und gutem Willen lösen. Dann wären gleiche Voraussetzungen für Mann und Frau am Arbeitsplatz geschaffen, und dann gäbe es auch keine Unterschiede bei den Gehältern mehr.