Kommentar:Kinder gehören zum Leben

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Zukunftsorientiert ist das Projekt der Stadt Fürstenfeldbruck, über einem Kindergarten Sozialwohnungen einzurichten

Von Stefan Salger

In München ist das längst nichts Besonderes mehr: Wohnungen über Kindergärten oder anderen Betreuungseinrichtungen. Nun also soll in Fürstenfeldbruck der Kindergarten Nord neu gebaut werden. Und in den beiden Obergeschossen sollen 18 Sozialwohnungen unterkommen. Die Gretchenfrage, die auch im Fachausschuss eingehend thematisiert worden ist: Kommen da Konflikte zwischen ruhebedürftigen Bewohnern und lebhaften Kindern - gerade in der warmen Jahreszeit, bei Gartennutzung und offenen Fenstern - nicht so sicher wie das Amen in der Kirche? Wie die Antwort auch ausfallen mag, in jedem Fall ist ein solches Projekt absolut sinnvoll. Zum einen sind Bauflächen denkbar knapp und beispielsweise eingeschossige Kitas eine absurd anmutende Flächenverschwendung. Zum anderen muss die Stadt jede Gelegenheit nutzen, um selbst erschwinglichen Wohnraum zu schaffen. Die übliche räumliche Trennung von Wohnen, sozialen Einrichtungen sowie Gewerbe ist ohnehin längst überholt. Mit Graus denkt man an triste Wohnsilos in Trabantenstädten wie Neuperlach oder Waldtrudering. Wer eine Stadt mit Leben füllen will, muss lebhafte Kinder in direkter Nachbarschaft nicht nur akzeptieren, er braucht sie sogar ebenso dringend wie Passanten auf der Straße und Handwerker in ihrer Werkstatt sowie kleine Läden um die Ecke. Kitas schließen übrigens in der Regel am Nachmittag.

Die Stadt muss gleichwohl ein paar Hausaufgaben machen: Sozialwohnungen werden von der Kommune zugewiesen. Sie sollten nun vorzugsweise mit Personen im gewerbsfähigen Alter und im Idealfall mit Familien mit Kindern belegt werden. Diese Gruppe profitiert dann auch noch selbst von kurzen Wegen zu Kita, Jugendzentrum oder Abenteuerspielplatz. Sofern Beziehern von Sozialwohnungen eine Wahlmöglichkeit eingeräumt wird und sie sich bewusst für eine der hochwertigen Wohnungen über der Kita entscheiden, dann ist ihnen durchaus zuzumuten, dies vertraglich zu dokumentieren. Zudem muss die Eingangssituation des benachbarten Jugendzentrums so gestaltet werden, dass Lärm zu späterer Stunde möglichst gut abgeschirmt wird. All dies hat die Verwaltung zugesagt.

© SZ vom 22.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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