Kommentar:Kein Grund für Alarmismus

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Nur weil Kinder andere Wege als über die Musikschulen wählen, heißt das nicht, dass sie sich weniger für Musik interessieren

Von Florian J. Haamann

Muss man sich jetzt also auch noch Sorgen um die Zukunft des musikalischen Nachwuchses im Landkreis machen? Gerade hier, wo mehrere überregional bekannte Ensembles beheimatet sind, jedes Jahr zahlreiche Bundessieger bei "Jugend musiziert" herkommen und immer wieder interessante junge Bands entstehen? Blickt man auf die Entwicklung der Zahlen der Kreismusikschule, könnte man versucht sein, diesem Impuls nachzugeben. Doch das wäre vorschneller Alarmismus. Sicher, ein Rückgang von einem Sechstel innerhalb einer Dekade klingt zunächst erschreckend. Und doch scheint er eher ein Ausdruck der Pluralisierung zu sein als ein Anzeichen eines Niedergangs. Früher einmal gehörte der Einstieg in die musikalische Ausbildung über die offiziellen Kreismusikschulen zum guten Ton. Erst Früherziehung, dann ein Instrument, weiter ins Ensemble - so verlief für viele der bildungsbürgerliche Idealweg.

Nur weil das jetzt möglicherweise nicht mehr so ist, heißt das aber noch lange nicht, dass sich Kinder weniger für Musik interessieren. Vielleicht ist es auch nur so, dass für einen wachsenden Teil eben andere Wege als die klassischen attraktiver sind. Eine Erklärung, die man für die Entwicklung der Kreismusikschulzahlen hört, ist, dass sich Youtube-Tutorials zu einer echten Konkurrenz entwickeln. Eine andere sei, dass es auch in der analogen Welt immer mehr Alternativen gibt, von privaten Schulen über spezialisierte Ensembles in fast jeder Kommune. Ob das alles die Rückgänge an anderer Stelle nun kompensiert oder nicht oder sogar noch übertrifft, lässt sich freilich (noch) nicht eindeutig feststellen.

Was bei allen Unsicherheiten allerdings feststeht ist, dass Ensembles mit einem attraktiven Rundumpaket - von hohem Anspruch über charismatische Lehrer bis hin zu spannenden Auftritten und Reisen - wie etwa das Puchheimer Jugendkammerorchester oder die Bluestrings, heute so begehrt sind wie nie zuvor. Das zeigt, dass es vor allem eine Frage der Herangehensweise ist, wie erfolgreich sich auch traditionelle Institutionen für die Zukunft fit machen können.

© SZ vom 14.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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