Kommentar:Instrument gegen den Kahlschlag

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Eine Baumfällung in Bruck zeigt, wie nötig eine Schutzverordnung wäre

Von Peter Bierl

Immer mehr vor allem große Bäume verschwinden aus den Dörfern, Siedlungen und Städten. Sie werden Neubauten und Straßen geopfert, sie werden gefällt, bloß weil sie Nachbarn stören, weil ein paar Äste oder das Laub nerven, oder weil die Angst grassiert, sie könnten bei einem Sturm umfallen. Dieser große Kahlschlag im Kleinen beeinflusst das Mikroklima negativ, die lokale Absorption von Kohlendioxid schwindet, Insekten und Vögel verlieren Plätze, was den Artenschwund vorantreibt. Deswegen sollte bei jedem Baum sorgfältig überlegt werden, ob er wirklich weg muss. Denn selbstredend ist auch, dass nicht jedes Exemplar erhalten bleiben kann: Manche sind wirklich faul und morsch und eine Gefahr für Mensch und Umgebung.

Ein geeignetes Mittel, um sowohl öffentliche als auch private Grundeigentümer am Kahlschlag zu hindern, ist die Baumschutzverordnung. Ihr Vorzug besteht darin, dass sie nicht jede Fällung blockiert, aber den Umgang mit Bäumen auf einigermaßen nachvollziehbare Weise reguliert. Auch bei den aktuellen Fällungen in Bruck in der Dachauerstraße wäre es schön gewesen, wenn die Angaben des Eigentümers von einer öffentlichen Stell überprüft worden wären. Leider haben aber nur wenige Kommunen im Landkreis wie Eichenau und Gröbenzell eine solche Satzung erlassen. In der Großen Kreisstadt Fürstenfeldbruck wurden hingegen mehrere Vorschläge abgeblockt.

Man möchte meinen, dass die Freunde des Umweltschutzes aus Grünen, ÖDP und SPD, angeführt von der BBV als zweitstärkster Fraktion, seit der Kommunalwahl von 2014 mit 23:17 eine klare Mehrheit im Stadtrat haben. Bloß zustande gebracht haben sie nichts, im Gegenteil, wie die Erweiterung von Schleifring oder der Bau im Kaester-Haeusler-Park gezeigt haben. Der Bund Naturschutz mahnte immer wieder vergeblich.

Im anstehenden Kommunalwahlkampf haben die Bürger die Chance, den Parteien und Parteifreien solche Versäumnisse um die Ohren zu hauen. Sie sollten sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, weiter Druck zu machen für echten Umwelt- und Klimaschutz, und ihre Stimme den Kandidaten geben, die Besserung geloben.

© SZ vom 20.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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