Kommentar:In der Zwickmühle

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Das Fehlen von Oberbürgermeister Klaus Pleil macht sich immer stärker bemerkbar. Im Herbst wird es wohl eine Entscheidung geben

Von Gerhard Eisenkolb

Der Fürstenfeldbrucker Oberbürgermeister Klaus Pleil hatte im vergangenen Sommer ein Riesenpech und gleichzeitig ein unglaubliches Glück. Nach seinem Herzinfarkt waren zufällig die richtigen Ersthelfer am Ort des Geschehens. Und nach allem, was zu hören ist, geht es mit Pleils Gesundheitszustand kontinuierlich aufwärts. Seit neun Monaten tun der Patient und seine Familie das einzig Richtige. Sie stellen die Genesung in den Vordergrund. Das tun auch viele Brucker, die dem sympathischen und beliebten Oberbürgermeister wünschen, schnell gesund zu werden. Je länger die Heilung jedoch dauert, desto mehr geraten Pleil und mit ihm die Stadt in eine Zwickmühle.

Schließlich bleibt Pleil auch im Krankenstand weiter Stadtoberhaupt und ist auf Dauer nicht durch noch so loyale Stellvertreter zu ersetzen. Da ein guter Rathauschef dem Stadtrat und der Verwaltung Themen und Richtung vorgibt, hängt viel davon ab, ob und wie ein Oberbürgermeister sein Amt wahrnimmt. Damit steht er nicht nur sich selbst gegenüber in der Verantwortung, sondern auch gegenüber der Stadt und ihren Bürgern. Im Jahr 1990 ist einer der CSU-Vorgänger Pleils auch deshalb abgewählt worden, weil er mehr repräsentierte als amtierte und sein Amt nicht mehr ernst genug nahm. Das verübelten ihm damals viele, auch in der CSU.

Nur ist es nicht leicht festzulegen, von welchem Zeitpunkt an in dem schwierigen Abwägungsprozess zwischen den berechtigten eigenen Interessen des Patienten Pleil und den berechtigten Interessen der Stadt dem Allgemeinwohl der Vorrang einzuräumen ist. Eines ist jedoch schon seit Längerem unüberseh- und unüberhörbar. Im Rathaus gibt es ein Führungsdefizit, und auch im Stadtrat rumort es wegen des Machtvakuums zunehmend. Der Stadtrat hat sowieso schon erstaunlich lange stillgehalten. Aber inzwischen verschlechtert sich das Klima zwischen den Fraktionen und man verlegt sich mehr und mehr aufs Taktieren, um aus der Situation für sich das Beste zu machen. Sollte Pleil im Herbst zurückkehren, wäre das das Beste. Ist das nicht möglich, zeichnet sich schon jetzt ab, dass dann andere die Initiative ergreifen könnten. Der Brucker Spätsommer könnte spannend werden.

© SZ vom 04.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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