Kommentar:Höchste Zeit für einen Neuanfang

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Warum der Streit um den Olchinger Vogelpark wie eine Privatfehde anmutet

Von Stefan Salger

Immer wieder traten die Fronten zutage, wenn es in den zurückliegenden Monaten um den Olchinger Vogelpark ging: wenn Vögel unter Polizeischutz abgeholt wurden, wenn die Genehmigung für Gehege verweigert und Bußgelder angedroht wurden. Mag der Landrat auch widersprechen, so wirkt es doch wie eine Privatfehde zwischen dem Veterinäramtschef (der Ehrenamtlichen den Betrieb eines "Privatzoos" nicht zutraut) auf der einen und dem Vereinsvorsitzenden Dieter Ernst sowie seinem Greifvogelfachwart Sascha Kuchenbaur auf der anderen Seite. Alle drei bewiesen hinlänglich, dass sie sehr streitbar sind. Weil letztlich aber die Behörde am längeren Hebel sitzt, hat der Vorsitzende des Vogelliebhabervereins die Konsequenz gezogen und ist zurückgetreten.

Veterinäramtschef Hans Werner Merk und Karmasin haben recht, wenn sie auf die Einhaltung von Tierschutzvorschriften pochen. Doch selbst wenn diese wirklich nicht bis ins letzte Detail eingehalten worden sein sollten, dann trüge die Behörde eine Mitverantwortung: Seit Frühjahr dauert die Hängepartie um die Genehmigung der Greifvogelanlage an. Und dies, obwohl der Landrat nun selbst durchblicken lässt, dass es im Baurecht sehr wohl einen gewissen Ermessensspielraum gibt. Stünden die großen Volieren dort zur Verfügung, dann müssten die Gelbkopfgeier den Winter nicht erneut in einer von der Behörde als zu dunkel abgelehnten Hütte verbringen. Die Herausnahme von Falkland-Karakaras vor einigen Monaten war ebenfalls überzogen. Die Tiere waren mangels Herkunftsbescheinigung ohnehin bereits beschlagnahmt und hätten in der Obhut des Vereins in der sehr großzügig bemessenen Voliere bleiben können. Auch jüngst in dem Verfahren vor dem Verwaltungsgericht bestätigte sich das Bild, dass das Veterinäramt alle Paragrafen ganz besonders akribisch auslegt.

Das Landratsamt sollte nun zumindest die Chance für einen Neuanfang nutzen und Entgegenkommen signalisieren - beispielsweise bei der Genehmigung der Greifvogelanlage. Dies würde auch die Suche nach Kandidaten für die vakanten Vorstandsposten erleichtern. Denn die vielen Besucher, die Schulklassen und auch die Stadt Olching wollen diese ehrenamtlich geführte Einrichtung keinesfalls missen. Auch der Verein sollte seinen Teil zum Neuanfang beitragen - und auch bei der Aufnahme exotischer Arten zurückhaltend sein. Es wäre die Mühe wert, der Vogelpark darf in seinem Bestand nicht gefährdet werden!

© SZ vom 17.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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