Kommentar:Harte Landung in der Realität

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Der Abriss des Klosterwirts hätte vermieden werden können

Von Manfred Amann

Es ist in alle Ewigkeit schade, dass der einst so beliebte Klosterwirt nun für allezeit verloren ist und durch ein Mehrfamilienhaus ersetzt werden soll. Und richtig schade ist es auch um den denkmalgeschützten Stadel, für dessen Nutzung man doch so viele Ideen hatte. Auch wenn der Stadel mit dem alten Gewölbe zumindest in Teilen erhalten werden muss - eine Wohnnutzung war auch hier niemals vorgesehen. Was hatte man nicht alles vor mit dem Anwesen. Von einem Landgasthof mit Biergarten war die Rede, im Stadel wünschte man sich ein kleines Café und Räumlichkeiten für kulturelle Veranstaltungen. Und in der Frühzeit der Planung wurde sogar daran gedacht, dort oben wie in früheren Zeiten Pilger zum Heiligen Rasso unterzubringen, zu bewirten und mit Devotionalien zu versorgen. Doch aus all den Plänen wird nun nichts mehr, weil den Ortspolitikern, egal welcher Couleur, stets die persönliche Einstellung zu den verschiedenen Planungen, die auf den Tisch kamen, wichtiger war als die gemeinsame Zielsetzung, den Klosterwirt wiederzubeleben. Nur um keinen Deut von den eigenen Vorstellungen abrücken zu müssen, wurde trotz mehrfacher Warnungen in Kauf genommen, was nun passiert. Man kann sich des Eindrucks kaum erwehren, dass es den Kontrahenten stets wichtiger war, ja nicht einzuknicken oder Zugeständnisse zu machen, um das Gesicht gegenüber der Bevölkerung nicht zu verlieren. Die beiden Bürgerentscheide, mit denen sich die zwei Streitparteien nacheinander gegenseitig ausknockten, sind ein Beleg dafür. Dass Peter-Michael Kaifler nun die Planungshoheit der Gemeinde bemüht, um quasi in letzter Minute doch noch das zu erreichen, was in mehr als zehn Jahren nicht gelungen ist, ist legitim, aber gleichwohl realitätsfremd. Da sich die Streitparteien gegenseitig immer noch nicht über den Weg trauen und die Spaltung der Dorfbevölkerung noch länger nicht aufgehoben sein wird, käme es erneut zu Ewigkeitsdiskussionen, die man keinem Grafrather noch einmal zumuten sollte. Der richtige Weg kann daher nur sein, das Gespräch mit dem Bauträger zu suchen und bei den Beratungen der Pläne mit ihm und den Denkmalschützern zu versuchen, für das äußere Erscheinungsbild des Mehrfamilienhauses und für den Ensembleschutz das Optimale herauszuarbeiten.

© SZ vom 02.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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