Kommentar:Gut gedacht, schlecht gemacht

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Die Idee, Schüler der Grunschule West künftig mit dem Öffentlichen Nahverkehr fahren zu lassen hat klare Vorteile. Allerdings hätte die Stadt früher mit den Betroffenen sprechen müssen

Von Stefan Salger

Der Konflikt mit den Eltern aus Buchenau war so vorhersehbar wie der Sonnenaufgang des nächsten Morgens. Kaum nachvollziehbar ist, dass Stadtspitze und Verwaltung noch im Verkehrsausschuss vom 2. Februar den Eindruck vermittelten, der Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr sei eine Formsache ganz im Sinne der Eltern und Schulen. Und das, obwohl es vor fast zwei Jahren ordentlich Zoff wegen genau dieses Themas gegeben hat. Weil damals die Kommunalwahl bevorstand, machten die Stadträte angesichts einer veritablen Demo vor den Rathaustoren und einer dicken Unterschriftenliste schnell und einstimmig einen Rückzieher, sprachen von Missverständnissen und kassierten die Beschlüsse gleich wieder. Großen Unmut ausgelöst hatte auch damals vor allem der Umstand, dass die Stadt über die Köpfe von Eltern und Schulleitung hinweg planen und entscheiden wollte. Dem Gremium seien "die Folgen nicht bewusst gewesen", so der damalige SPD-Stadtrat Mirko Pötzsch (SPD), der sich gleichwohl im Chor mit den anderen Stadträten "über dieses bürgerliche Engagement" freute. Alles schon vergessen? Immerhin hat sich Dritte Bürgermeisterin Karin Geißler nun ausdrücklich und glaubhaft für die mangelhafte Bürgerbeteiligung entschuldigt.

Die Stadt hat es versäumt, für ihr durchaus plausibles Konzept zu werben und auch Unterstützer wie den Elternbeirat der Schule Mitte zu Wort kommen zu lassen, bevor das Klima vergiftet war. In der Tat fährt eine deutliche Mehrheit der Brucker Schüler längst mit öffentlichen Bussen, darunter auch viele Erst- und Zweitklässler. Auch sie bewältigen die Fußwege zu den Haltestellen trotz schwerer Schulranzen. Werden sie in der Anfangsphase unterstützt, gewöhnen sie sich in der Regel schnell an Verkehrsmittel, die zu ihrem Lebensumfeld gehören und die sie auch nachmittags und an Wochenenden kostenlos nutzen können. Damit und mit dem stichhaltigen Einspar-Argument dringt man nun aber schlecht durch. Ein einvernehmlicher Kompromiss scheint nur dann möglich, wenn die Stadt im Dialog mit den Kritikern die angedeuteten Zugeständnisse auch umsetzt. Langfristig hilft ohnehin nur der Bau einer weiteren Schule im Westen.

© SZ vom 04.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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