Kommentar:Großer Wurf statt Stückwerk

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Um Kräfte zu bündeln, sollte Grafrath auf jeden Fall Schöngeising mit ins Boot holen

Von Manfred Amann

Die Metropolregion München zieht Gewerbe sowie Fachkräfte an und wächst kontinuierlich. Wohnungsknappheit und Verkehrsprobleme sind die logische Folge. Die Situation ist nicht neu und wird sich angesichts großer Zukunftserwartungen auch nicht ändern. Seit Jahren basteln Verantwortliche und Politiker daher an Lösungen. Das Problem dabei ist aber, dass die Überlegungen meist nur den als besonders dringlich empfundenen Bereiche gelten. So hinkt man der Entwicklung ständig hinterher. Gut erkennbar ist das seit Jahren bei der Diskussion über den Ausbau des S-Bahn-Netzes, insbesondere der Linie S 4. Mit der Suche nach Möglichkeiten, den Verkehr auf der Bundesstraße 471 schnell an den großen Wohnsiedlungen im Brucker Osten vorbeizuschleusen, tut sich nun eine Parallele auf. Es wird von München her in Richtung Land gedacht. Sollte sich später einmal herausstellen, dass die gewählte Lösung das Problem nur nach außen geschoben hat, kann man (in Jahrzehnten) ja nachbessern. Dass man in Grafrath mit den möglichen Zusatzbelastungen, die eine Straßenerweiterung im Osten bringen würde, und gegen Insellösungen mobil macht, ist der richtige Ansatz. Sicher werden die Initiatoren der Tunnellösung bald als Illusionisten und Größenwahnsinnige verschrien. Aber hat sich nicht schon immer gezeigt, dass man mit überzogenen Vorstellungen meist mehr erreicht, als wenn man sich duckmauserig nach und nach vorarbeitet? Der Grafrather Antrag hat das Zeug, Politiker und Behörden wachzurütteln, damit sie nicht nur eine kleine Lösung, sondern einen großen Wurf anstreben. Weitblick ist gefragt. Die zukünftige Verkehrsbelastung auf der B 471 geht alle anliegenden Kommunen etwas an, auch den Landkreis und die Stadt München. Sie müssen alle an einen Tisch, damit bei der Planung nicht nur Stückwerk herauskommt. Landespolitiker sollten dabei vorangehen. Um Kräfte zu bündeln, sollte Grafrath Schöngeising mit ins Boot holen und als Verwaltungsgemeinschaft die Forderungen nach einer Gesamtlösung mit Nachdruck vorantreiben.

© SZ vom 19.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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