Kommentar:Gewinnbringende Kooperation

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Warum es gut ist, dass nun auch die Polizei Fliegerhorst-Gelände als Fahrtrainingsstrecke nutzen will

Von Gerhard Eisenkolb

Autos als Trumpf gegen einen unerwünschten Zivilflugplatz. Diese Idee ist vor zehn Jahren auch von Grünen und Naturschützern geradezu euphorisch aufgegriffen worden, eröffnete sie doch damals die Möglichkeit, eine der größten politischen Herausforderungen im Landkreis einvernehmlich und elegant zu lösen. Nur stockt seither trotz intensivster Bemühungen der Beteiligten der Vollzug. Es ist immer noch nicht gelungen, mit einem Bebauungsplan die Voraussetzungen für den dauerhaften Bestand des Fahrsicherheitstrainingszentrums von BMW zu schaffen. Dazu müssen nämlich Naturschutzflächen entwidmet werden. Das ist nämlich nur möglich, wenn dies mit dem öffentlichen Interesse gerechtfertigt werden kann. Und auch das nur in einem sehr geringen Umfang.

Dass ein Autokonzern, der seine Trainingszentrum auch anderswo errichten könnte, damit Schwierigkeiten hat, liegt auf der Hand. Ganz andere Perspektiven eröffnen sich jedoch, wenn BMW nun mit der Polizei kooperiert. Gegen eine Übungsstrecke, auf der Sicherheitskräfte auf Extremsituationen bei Einsätzen vorbereitet werden, ist kaum etwas einzuwenden. Zumal das Polizeipräsidium München das Flugplatzareal schon viel länger nutzt als BMW. Höchstwahrscheinlich fädelte der CSU-Abgeordnete Reinhold Bocklet die Zusammenarbeit von Polizei und BMW ebenso ein, wie einige Jahre zuvor die Verpachtung eines großen Teils des Flugplatzareals an den Münchner Autobauer. Da die Begeisterung über den ersten Deal inzwischen nachgelassen hat - die Flieger sind ja endgültig weg -, zeigte schon die Ankündigung einer Klage von Naturschützern gegen das BMW-Projekt Folgen. Die Planungen wurden erheblich abgespeckt und die Eingriffe in die geschützten Flächen reduziert. Das sich schon über zehn Jahre hinziehende Verfahren zeigt zudem auf, dass es den Bebauungsplan für das Sondergebiet Fahrsicherheitszentrum und damit für die beiden Einrichtungen von Polizei und BMW nur geben wird, wenn gewährleistet ist, dass er vor Verwaltungsgerichten Bestand hat.

Mit der Kooperation von BMW und Polizei sind die Chancen, das zu erreichen, erheblich gestiegen. Wenn nicht, muss sich der Abgeordnete Reinhold Bocklet eben noch etwas Neues einfallen lassen - oder BMW kommt um weitere Abstriche nicht herum. Spannend bleibt die Angelegenheit auf jeden Fall.

© SZ vom 18.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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