Kommentar:Getrübte Siege

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Das Ergebnis der Landtagswahl kann für niemanden die reine Freude sein

Von Christian Hufnagel

Wie lange ist man eigentlich noch ein Sieger? Können sich Benjamin Miskowitsch und Alex Dorow noch als solche fühlen? Klar, die beiden CSU-Kandidaten haben die Direktmandate in den Stimmkreisen Fürstenfeldbruck Ost und West gewonnen. Ersterer tritt damit das Erbe von Reinhold Bocklet an, zweitgenannter hat sein Mandat verteidigt. Beide dürfen sich darüber natürlich freuen, aber die Hypothek ist nicht gering. Mehr als die nummerischen Verluste gegenüber 2013 dürfte die Mandatsträger die Frage beschweren, wie sie mit ihrer Partei wieder zu einem klaren Profil gelangen können, nach Jahrzehnten, in denen die CSU populären und populistischen Themen hinterherjagte, um sie nachträglich zu besetzen. Einer anderen großen Partei ergeht es mit ihrer zunehmenden Profillosigkeit noch viel schlimmer. Die SPD und ihre Kandidaten sind im Landkreis beinahe zu Randerscheinungen geworden. Ein Indiz für die schwindende Bedeutung der einstigen Volkspartei mag sich auch auf der letzten Wahlkampfveranstaltung offenbart haben, als selbst Sigmar Gabriel nicht mehr als 150 Interessierte in die Germeringer Stadthalle lockte.

Eindeutig als Gewinner dürfen sich hingegen andere fühlen. Allen voran die Grünen, die bei Erst- wie Zweitstimmen deutliche Zuwächse erzielten. Mag sein, dass hier vor allem Direkt-Kandidat Martin Runge für seine unermüdlich akribische Aufklärungsarbeit, zuletzt etwa über die Nachteile der MVV-Tarifreform, belohnt wurde. Aus dem Erfolg eine grundsätzliche Umweltbewegung und die wachsende Erkenntnis abzuleiten, dass etwa die Energiewende das vielleicht drängendste Problem ist, wäre aber zu hoch gegriffen. Denn auch eher konservative Positionen fanden ihre Bestätigung, vor allem im Zugewinn für die Freien Wähler. Und schließlich ist da der dritte Sieger, welcher zugleich den eigentlichen Wermutstropfen bildet: Die rechtspopulistische AfD hat auch im Landkreis inzwischen eine Anhängerschaft gewonnen, die sie nach der Bundestags- nun auch bei der Landtagswahl leider zu einer festen Größe anwachsen ließ.

© SZ vom 15.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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