Kommentar:Gerechte Verteilung

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Bei der Unterbringung von Asylbewerbern sollten sich die Kommunen endlich in Solidarität üben

Von Erich C. Setzwein

Der Appell von Landrat Thomas Karmasin wird auch diesmal an den vielen, die es gut mit den Asylbewerbern meinen, aber keinen Finger für sie krumm machen, abperlen wie Wassertropfen von einer Lotosblüte. Er ruft zurecht zur Solidarität unter den Kommunen auf, richtet sich direkt an alle jene, die immer schön daherreden und jede Gelegenheit nutzen, auf sich und ihre Gemeinde als erstes zu schauen. Es mag schon stimmen, was in Maisach kritisiert wird, dass sich nämlich die Gröbenzeller mit ihrer Dezentralisierungsstrategie letztlich elegant von der Pflicht befreit haben, das für ihre Gemeinde erforderliche Kontingent an Asylbewerbern aufzunehmen. Den Gröbenzellern ist auch zuzugestehen, dass sie ihre Idee, Asylbewerber nicht in ein großes Provisorium zu stecken und sich selbst zu überlassen, sondern in kleineren Gruppen unterzubringen und so besser zu integrieren, nicht aufgegeben haben. Vielleicht hätte dieser Weg ja insgesamt besser funktioniert.

Wie aber kann es irgendeinen gerechten Ausgleich für die Zusatzbelastung geben, die einer Kommune durch die Unterbringung von Flüchtlingen durch den Landkreis entsteht? Die Arbeit hatten ja nicht in erster Linie die Mitarbeiter im Rathaus, sondern die Integrationsanstrengungen wurden vor allem von den Asylhelfern getragen. Und das alles ehrenamtlich. Das ist ohnehin mit Geld nicht aufzuwiegen. Die Belastung für die Gemeinden wird im Haushalt abgebildet, dort, wo die Kosten für die Kinderbetreuung stecken. Es wird Personal benötigt, die Infrastruktur muss erweitert werden. Da wäre es nur gerecht, wenn einer Gemeinde, die mehr als die erforderliche Zahl an Menschen in ihrer Kommune aufnimmt, geholfen würde. Vielleicht ein, zwei Punkte weniger Kreisumlage für die kommenden beiden Jahre. Wenn das ginge, wären manche schon zufrieden. Andere, die weniger oder gar niemanden integrieren, müssten den Anteil übernehmen.

Wer nicht müde geworden ist ob der weiterhin zahlreichen Berichte und Studien über Fluchtursachen und Flüchtlingszahlen an vielen Brennpunkten der Welt, der wird schon damit rechnen, dass die derzeit vergleichsweise geringe Zahl neu ankommender Asylbewerber im Landkreis bald wieder steigen könnte. Darauf sollten alle Kommunen vorbereitet sein, ob mit oder ohne dezentrales Konzept.

© SZ vom 30.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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