Kommentar:Folge der Akademisierung

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Warum keiner mehr Metzger werden will

Von Heike A. Batzer

Die Metzger im Landkreis finden keine Auszubildenden mehr und fragen sich nun, wie das werden soll ohne junge Nachwuchskräfte, die ihren Beruf beherrschen. Die die Schlachtung der Tiere übernehmen und die fachkundige Herstellung von Fleisch- und Wurstwaren. Die später einen Betrieb leiten können. Da geht es den Metzgern nicht anders als den Bäckern oder Maurern. Das gesamte klassische Handwerk hat ein immenses Nachwuchsproblem.

Dass jetzt nur zwei Metzgerlehrlinge im Landkreis ihre dreijährige Ausbildung beenden, hat auch damit zu tun, dass die Ausbildung im Handwerk immer weniger gilt in Zeiten, in denen die akademische Bildung über allem steht. Alle Eltern möchten, dass ihre Kinder auf ein Gymnasium gehen , später studieren und dann einen Beruf ergreifen mit guter Bezahlung und gutem Image. Eine Befragung des Bundesinstituts für Berufsbildung unter Schülern aus höheren Klassen hat herausgefunden, dass eine wichtige Rolle für ihre Berufswahl spielt, wie anerkannt der Beruf in der Gesellschaft ist. Büroberufe gelten als kreativ, aber auch als deutlich bequemer und haben damit einen Wettbewerbsvorteil gegenüber dem Handwerk.

Wenn es keine gut ausgebildeten Metzger und Bäcker mehr gibt, werden die Kleinbetriebe wegfallen und Großkonzerne mit An- und Ungelernten die Nahrungsmittelproduktion übernehmen. Keine schöne Vorstellung: Industrielles Billigfleisch und Teiglinge aus dem Aufbackautomaten! Das passt alles gar nicht zum gewachsenen Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung. Das passt nicht zu einer Lebensweise, die wieder Wert legt auf gutes Essen, die dem Kochen zu Hause als Freizeitbeschäftigung frönt, die das Grillen als Abenteuer und Event zelebriert. Jene Berufsstände, die die Grundversorgung sicherstellen - Landwirte, Bäcker, Metzger - brauchen mehr Unterstützung, auch durch die Verbraucher. Wer beim Bäcker oder Metzger am Ort einkauft, hilft, dessen Überleben zu sichern, aber auch, ihn als wichtigen Bestandteil des Alltags ins Bewusstsein zu rücken. Das könnte auch seinem Image gut tun.

© SZ vom 12.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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