Kommentar:Erfolgreiche Vermittlerin

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Die CSU in Bruck reagiert anders auf die Angriffe gegen Gerda Hasselfeldt als die Parteikollegen in Dachau

Von Gerhard Eisenkolb

CSU ist nicht gleich CSU. Das zeigen die unterschiedlichen Reaktionen in den beiden CSU-Kreisverbänden von Fürstenfeldbruck und Dachau auf die Abreibung für die gemeinsame Wahlkreisabgeordnete Gerda Hasselfeldt bei der Klausur der CSU-Landtagsfraktion. In Dachau sind die Reaktionen herzlicher, man steht loyal und dankbar zur eigenen, erfolgreichen Bundestagsabgeordneten. In Fürstenfeldbruck analysiert man die Angelegenheit eher sachlich nüchtern und kommt zu dem Schluss, dass beide Seiten einen solchen Konflikt aushalten müssen.

Diese unterschiedlichen Reaktionen sind durchaus ein Beleg dafür, dass es die CSU-Landesgruppenchefin im Nachbarlandkreis einfacher hat als in Fürstenfeldbruck. Auch wenn sie das nicht offen zugeben würde, dürften ihr die Dachauer lieber sein als die bisweilen widerspenstigeren Brucker. Dabei wäre Hasselfeldt ohne die massive Unterstützung des CSU-Kreisverbandes Fürstenfeldbruck vor 26 Jahren nicht zur Direktkandidatin im Wahlkreis Fürstenfeldbruck/Dachau nominiert worden. Die Brucker Delegierten setzten mit ihrer Mehrheit die Niederbayerin gegen den massiven Widerstand der Dachauer durch. Als direkt gewählte Abgeordnete wurde Hasselfeldt in der Folge zu einem wichtigen Bindeglied zwischen den beiden lange rivalisierenden Landkreisen.

Eine solche Vermittlerrolle ist sicher einer der Stärken der 65-Jährigen, nicht nur zwischen Dachau und Fürstenfeldbruck. Das erklärt, weshalb sie nun im Flüchtlingsstreit zwischen der aufmüpfigen CSU und der Bundeskanzlerin die Gemeinsamkeiten hervorhebt und auf diese Weise versucht, die Meinungsunterschiede geschickt wegzurelativieren. Zu den Ritualen der CSU gehört es eben auch, Dampf abzulassen und dann mit einer unterschiedlichen Rollenverteilung weiterzumachen. So lange Hasselfeldt ihre Rolle in Berlin und die Wertschätzung in ihrem Wahlkreis genießt, wird sie in der Politik bleiben. Es ist also durchaus möglich, dass sie noch ein weiteres Mal in ihrem Wahlkreis antritt.

© SZ vom 29.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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